Zürcher Nachrichten - Zwischen Begeisterung und Zurückhaltung: Geteilte Reaktionen zu Trumps Wahlsieg in Nahost

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Zwischen Begeisterung und Zurückhaltung: Geteilte Reaktionen zu Trumps Wahlsieg in Nahost
Zwischen Begeisterung und Zurückhaltung: Geteilte Reaktionen zu Trumps Wahlsieg in Nahost / Foto: MANDEL NGAN - AFP/Archiv

Zwischen Begeisterung und Zurückhaltung: Geteilte Reaktionen zu Trumps Wahlsieg in Nahost

Zwischen Begeisterung und Zurückhaltung: Im Nahen Osten sind die Reaktionen auf den erneuten Sieg von Donald Trump bei der Präsidentschaftswahl in den USA geteilt. Als einer der ersten Gratulanten beglückwünschte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu den entschiedenen Israel-Unterstützer Trump am Mittwoch zum "größten Comeback der Geschichte". Die beiden Nahost-Vermittler Katar und Ägypten äußerten die Hoffnung auf "Frieden und Stabilität" in der Region. Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas reagierte abwartend, die mit ihr verbündete Führung im Iran äußerte sich zunächst nicht.

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Trumps "historische Rückkehr ins Weiße Haus bietet die Chance eines Neubeginns für Amerika und für eine kräftige Wiederbelebung der großen Allianz zwischen Israel und Amerika", erklärte Netanjahu. Auch der scheidende Außenminister und designierte Verteidigungsminister Israel Katz sprach von einem "historischen Sieg" Trumps. "Zusammen werden wir die Allianz zwischen den USA und Israel stärken, die Geiseln zurückbringen und standhaft bleiben, um die vom Iran angeführte Achse des Bösen zu besiegen", erklärte Katz.

Während seiner ersten Amtszeit (2017-2021) hatte Trump die Abraham-Abkommen auf den Weg gebracht, die eine historische Annäherung zwischen Israel und einigen arabischen Staaten zur Normalisierung ihrer Beziehungen umfassten, darunter die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrein und Marokko. Vor dem brutalen Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 setzten die USA und Israel auf eine ebensolche Normalisierung mit dem regionalen Iran-Rivalen Saudi-Arabien.

Saudi-Arabiens Herrscher König Salman und sein Sohn, De-Facto Herrscher Prinz Mohammed bin Salman, gratulierten Trump in Telegrammen zu seinem erneuten Wahlsieg. Staatsmedien zufolge lobte König Salman darin die "engen Beziehungen zwischen den beiden befreundeten Ländern und Völkern, die jeder in allen Bereichen stärken und entwickeln" wolle.

Glückwünsche für Trump gingen überdies aus Jordanien, Ägypten und Katar ein. Jordaniens König Abdullah II. erklärte, er freue sich auf die erneute Zusammenarbeit mit Trump. Damit solle "die langjährige Partnerschaft Jordaniens mit den Vereinigten Staaten im Dienste des regionalen und globalen Friedens und der Stabilität für alle" gestärkt werden.

Die Hoffnung auf "Frieden und Stabilität" in der Region nach Trumps Wahlsieg äußerte auch Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi. Der Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad al-Thani, schrieb: "Wir freuen uns darauf, wieder zusammenzuarbeiten, um unsere gemeinsamen Bemühungen um Sicherheit und Stabilität sowohl in der Region als auch weltweit voranzutreiben."

Katar und Ägypten vermitteln neben den USA zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen, um eine Waffenruhe zu erreichen sowie die Freilassung der israelischen Geiseln. Das Golfemirat Katar beherbergt zudem den größten US-Stützpunkt im Nahen Osten.

Auch der irakische Regierungschef Mohammed Schia al-Sudani gratulierte Trump. Bagdad bekräftige "sein unerschütterliches Engagement für die Stärkung der bilateralen Beziehungen mit den Vereinigten Staaten, die auf gegenseitigem Respekt und gemeinsamen Interessen beruhen", erklärte er.

Die im Gazastreifen herrschende Hamas dagegen forderte Trump am Mittwoch auf, die "blinde Unterstützung" der USA für Israel im Gaza-Krieg zu beenden. Die US-Unterstützung gehe "zu Lasten der Zukunft unseres Volkes und der Sicherheit und Stabilität der Region", teilte Hamas-Politbüro-Vertreter Bassem Naim mit.

Weniger ablehnend äußerte sich Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Er hoffe, dass Trump die "legitimen Bestrebungen" seines Volkes unterstützen werde, erklärte Abbas, dessen säkulare Fatah-Partei im Westjordanland regiert.

Trump gilt als entschiedener Unterstützer Israels. Er hatte dem scheidenden US-Präsidenten Joe Biden vorgeworfen, Israel im Krieg gegen die Hamas nicht genug zu unterstützen. In seiner ersten Amtszeit als Präsident hatte Trump in einem hoch umstrittenen Schritt den Sitz der US-Botschaft nach Jerusalem verlegt.

Zudem warf Trump Biden wiederholt vor, gegenüber dem Iran zu schwach aufzutreten. Der Iran unterstützt sowohl die Hamas als auch die Hisbollah im Libanon und die Huthis im Jemen als Teil der von ihm angeführten "Achse des Widerstands", deren erklärtes Ziel die Vernichtung Israels ist.

Der Iran äußerte sich zunächst nicht zu Trumps Wahlsieg. Während des Wahlkampfes hatte Trump der Führung in Teheran Anschlagspläne gegen ihn vorgeworfen und dem Iran mit Vernichtung gedroht.

Die Beziehungen zwischen Washington und Teheran sind seit langem angespannt. Sie erreichten einen Tiefpunkt, als Trump 2020 während seiner ersten Präsidentschaft die Tötung des iranischen Generals Kassem Soleimani bei einen Drohnenangriff angeordnet hatte.

Nach Einschätzung der Israel-Expertin Mairav Zonszein von der US-Denkfabrik International Crisis Group bleibt abzuwarten, wie Trump mit dem Konflikt in der Region umgehen wird. "Wir sollten das mit Vorsicht genießen", sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. Es sei "noch ein bisschen früh".

Wenig optimistisch äußerte sich der palästinensische Politologe und Ex-Minister Ghassan Chatib. "Unsere Erfahrungen mit seiner ersten Amtszeit waren schrecklich", sagte er. Trump werde Netanjahu bei seinem militärischen Vorgehen im Gazastreifen, im Libanon "und wahrscheinlich auch in Syrien weiterhin unterstützen, ohne ihm zu gestatten, einen ausgewachsenen Krieg gegen den Iran anzufangen".

U.Ammann--NZN