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Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, ist zu Gesprächen über das iranische Atomprogramm nach Teheran gereist. Am Mittwochabend wurde er am Flughafen vom Sprecher der Iranischen Atomorganisation (AEOI), Behrus Kamalwandi, begrüßt, wie Bilder des Staatsfernsehens zeigten. Am Donnerstag wird Grossi den Chef der iranischen Atomorganisation, Mohammad Eslami, treffen. Auch ein Treffen mit Außenminister Abbas Araghtschi ist geplant.
Araghtschi hatte als Chefunterhändler an den internationalen Atomgesprächen teilgenommen, die 2015 zu einem Abkommen zwischen den USA, China, Russland, Frankreich, Großbritannien, Deutschland und dem Iran geführt hatten. Das Abkommen zielte darauf ab, das iranische Atomprogramm im Gegenzug für eine Lockerung der Sanktionen gegen das Land einzuschränken.
Grossis Besuch erfolgte eine Woche nach dem Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl. Während der ersten Amtszeit des Republikaners hatten sich die USA einseitig aus dem Atomabkommen zurückgezogen. Nach dem Rückzug der USA hielt sich auch der Iran schrittweise nicht mehr an seine Verpflichtungen. Der iranische Präsident Massud Peseschkian, der seit Juli im Amt ist, hat sich für eine Wiederbelebung des Atomabkommens ausgesprochen und ein Ende der Isolation seines Landes gefordert.
Es wird befürchtet, dass mit der Rückkehr Trumps ins Weiße Haus im Januar die Spannungen zwischen dem Iran und den USA weiter zunehmen werden. "Die Spielräume beginnen sich zu verengen", warnte Grossi am Dienstag in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. Es sei zwingend notwendig "Wege zu finden, um zu diplomatischen Lösungen zu gelangen".
Nach Angaben der IAEA ist der Iran der einzige Nicht-Atomwaffenstaat, der über auf 60 Prozent angereichertes Uran verfügt. Das Land ist damit auf dem Weg, Uran auf die für Atomwaffen notwendigen 90 Prozent anzureichern. Für Atomkraftwerke wird lediglich auf rund 3,7 Prozent angereichertes Uran benötigt. Das Atomabkommen von 2015 sah vor, dass der Iran diese Grenze nicht übertreten dürfe.
Am Montag hatte der neue israelische Verteidigungsministers Israel Katz erklärt, der Iran sei "mehr denn je von Angriffen auf seine Atomanlagen bedroht". Zuvor hatten mehrere israelische Beamte und ehemalige Minister einen Angriff auf die Atomanlagen des Iran gefordert. US-Medienberichten zufolge wurde diese Möglichkeit jedoch aufgrund von Einwänden aus Washington verworfen.
Der Iran unterstützt die Hamas und die Hisbollah im Krieg gegen Israel und hat in diesem Jahr bereits zwei Mal direkt Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert, was Israel zu Vergeltungsmaßnahmen veranlasste - zuletzt am 26. Oktober, als es iranische Militäreinrichtungen angriff.
Grossi war zuletzt im Mai in den Iran gereist. Damals hatte er Teheran bei einer Pressekonferenz in der Provinz Isfahan zu "konkreten" Maßnahmen aufgerufen, um die Zusammenarbeit in Bezug auf die Überwachung des iranischen Atomprogramms zu verbessern. In der Provinz befindet sich die Urananreicherungsanlage Natans.
R.Bernasconi--NZN