Euro STOXX 50
26.1200
Der französische Präsident Emmanuel Macron hat sich laut einem Online-Video höchst undiplomatisch zur Entlassung von Regierungschef Garry Conille im Krisenstaat Haiti geäußert. Diese Entscheidung sei "schrecklich gewesen", sagte Macron in dem in Online-Medien veröffentlichten Video und fügte hinzu: "Die sind komplett bescheuert, sie hätten ihn nie entlassen dürfen, der Ministerpräsident war wunderbar."
Das Video wurde am Rande des G20-Gipfels in Rio de Janeiro gedreht, wo sich Macron am Mittwoch aufhielt. Kurz vor der Abreise wurde er von einem Haitianer angesprochen. Dieser habe Macron und Frankreich beschuldigt, "für die Situation in Haiti verantwortlich zu sein", hieß es aus dem Umfeld des Präsidenten.
Macron sagte daraufhin, die Haitianer hätten Haiti kaputtgemacht, indem sie den Drogenhandel florieren ließen. Conille sei als Regierungschef "super" gewesen. "Ich habe ihn verteidigt, sie haben ihn gefeuert", sagte Macron zudem.
Die Krise in Haiti war auch Thema bei einer offiziellen Rede des französischen Präsidenten am Donnerstag in Chile. Vor dem Parlament in Valparaíso bekräftigte Macron seine "Unterstützung für das haitianische Volk" und "alle Initiativen, die der Wiederherstellung der Sicherheit und der Schaffung eines Weges zu einer stabilen politischen Situation dienen". "Die Haitianer verdienen das", fügte Macron hinzu.
Conille war am 10. November vom Übergangsrat des Karibikstaats entlassen worden. Berichten zufolge hatte sich Conille, der erst fünf Monate im Amt war, mit dem Übergangsrat überworfen. Die Vertreter unterschiedlicher Gruppen aus Politik und Zivilgesellschaft wollten demnach mehrere Minister gegen den Willen des Regierungschefs austauschen. Seine Nachfolge übernahm der Geschäftsmann Alix Didier Fils-Aimé.
Haiti steckt seit Jahren in einer schweren Krise, zu der neben Bandengewalt auch politische Instabilität und wirtschaftliche Not beitragen. Laut UN-Zahlen sind seit Beginn des Jahres mehr als 4500 Menschen im Land getötet wurden. Entführungen und sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen sind demnach an der Tagesordnung. Zudem seien in dem Zehn-Millionen-Einwohner-Land mehr als 700.000 Menschen innerhalb des Landes geflohen.
R.Schmid--NZN