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Die Linken-Vorsitzende Janine Wissler stellt sich auf Kampfkandidaturen um die Spitze ihrer Partei ein. Sie werde abwarten, wer in den nächsten Tagen Bewerbungen für die Parteispitze erkläre, und dann Gespräche führen, sagte Wissler am Dienstag im Deutschlandfunk. Wichtig sei ein gutes Team, das sich vertrauen könne. Wissler will trotz der jüngsten Wahlniederlagen ihrer Partei noch einmal für den Vorsitz kandidieren.
Da es eine Doppelspitze geben soll, ist bei einem Parteitag Ende Juni in Erfurt in jedem Fall eine weitere Position neben ihr zu besetzen. Derzeit wird über mehrere weitere Kandidaten spekuliert. Der Leipziger Bundestagsabgeordnete Sören Pellmann will sich am Mittag in Berlin zum Thema Vorstandswahlen äußern. Der "Spiegel" hatte Montag berichtet, neben Pellmann könnte auch der Linken-Europapolitiker Martin Schirdewan für den Parteivorsitz kandidieren.
Die Linke befindet sich in einer schweren Krise. Im April war die Ko-Parteivorsitzende Susanne Hennig-Wellsow nach nur 14 Monaten zurückgetreten. Als Gründe nannte sie neben privaten Motiven die gescheiterte Erneuerung der Partei und die Berichte über sexuelle Übergriffe bei der hessischen Linken.
Wissler räumte ein, dass Linken-Politiker widersprüchliche Positionen zu Themen wie Klimaschutz, Ukraine-Krieg oder der Corona-Pandemie vertreten hätten. Sie rief dazu auf, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit nicht als Gegensätze zu betrachten; beides gehöre zusammen. Die Linke müsse sich als zeitgemäße Gerechtigkeits- und konsequente Friedenspartei präsentieren.
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine sei genauso scharf zu kritisieren wie zuvor amerikanische Angriffskriege verurteilt worden seien, sagte Wissler weiter. Sie forderte von ihrer Partei zudem weniger öffentlichen Streit und mehr Geschlossenheit.
Zuletzt hatte die Partei bei den Wahlen in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und im Saarland den Einzug in die Parlamente verpasst.
Der als Vorsitz-Kandidat gehandelte Schirdewan ist Ko-Fraktionsvorsitzender der Linken im EU-Parlament. Der 46-Jährige wurde in Ost-Berlin geboren, arbeitete als Politikwissenschaftler und zog 2017 als Nachrücker erstmals ins EU-Parlament ein.
Der 45-jährige Pellmann hatte schon in den vergangenen Wochen bekundet, für den Vorsitz bereitzustehen, aber seine Kandidatur noch nicht offiziell gemacht.
X.Blaser--NZN