Zürcher Nachrichten - Freudenfeiern nach Le Pens Tod: Französische Polizei nimmt zehn Menschen in Gewahrsam

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Freudenfeiern nach Le Pens Tod: Französische Polizei nimmt zehn Menschen in Gewahrsam
Freudenfeiern nach Le Pens Tod: Französische Polizei nimmt zehn Menschen in Gewahrsam / Foto: Dimitar DILKOFF - AFP/Archiv

Freudenfeiern nach Le Pens Tod: Französische Polizei nimmt zehn Menschen in Gewahrsam

Bei spontanen Freuden-Kundgebungen nach dem Tod des französischen Rechtsextremen Jean-Marie Le Pen hat die Polizei in Frankreich zehn Menschen in Gewahrsam genommen. In Paris seien es drei und in Lyon sieben Festnahmen gewesen, teilte die Polizei am Mittwoch mit. In beiden Städten hatten sich am Dienstag mehrere Hundert Menschen versammelt, um den Tod Le Pens zu feiern. Dabei wurden einige Feuerwerkskörper gezündet und Mülltonnen in Brand gesetzt.

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Der konservative Innenminister Bruno Retailleau nannte diese Veranstaltungen "beschämend". "Der Tod eines Menschen erfordert Zurückhaltung und Würde, auch wenn es ein politischer Gegner war", erklärte er. Die linkspopulistische Fraktionschefin Mathilde Panot hingegen zeigte ihrerseits Verständnis für die "Jugend, die weiter den Front National bekämpft".

Jean-Marie Le Pen, der Gründer der rechtsextremen Partei Front National und langjährige Führungsfigur der Rechtsextremen in Frankreich, war am Dienstag im Alter von 96 Jahren in einem Pflegeheim bei Paris gestorben. Am Mittwoch äußerte auch erstmals seine Tochter Marine Le Pen, die als Kandidatin der französischen Rechtspopulisten bei der Präsidentschaftswahl angetreten war, öffentlich ihre Trauer. "Viele Menschen, die er liebt, warten dort oben auf ihn. Viele Menschen, die ihn lieben, trauern hier unten um ihn. Gute Reise, Papa!", schrieb Marine Le Pen am Mittwoch im Onlinedienst X.

Sie hatte vom Tod ihres Vaters auf der Rückreise von Mayotte bei einer Zwischenlandung in Nairobi von mitreisenden Journalisten erfahren. "Das ehrwürdige Alter hatte den Kämpfer besiegt und uns den Vater zurückgegeben", schrieb sie in Anspielung auf ihre jahrelange Fehde mit Jean-Marie Le Pen, dessen Ausschluss aus der von ihm gegründeten Partei Front National (heute: Rassemblement National) seine Tochter 2015 durchgesetzt hatte.

Jean-Marie Le Pen war gesundheitlich schwer angeschlagen; er war mit Blick auf ein Gerichtsverfahren wegen der Veruntreuung von EU-Geldern aus gesundheitlichen Gründen prozessunfähig erklärt worden. Marine Le Pen und ihre beiden Schwestern waren als Betreuerinnen eingesetzt worden. Zum 90. Geburtstag des mehrfach verurteilten Politikers hatten die Le Pens sich weitgehend ausgesöhnt.

Die Beerdigung ist für Samstag in Le Pens Heimatort La Trinité-sur-Mer in der Bretagne geplant. Die Trauerfeier werde im kleinen Familienkreis stattfinden, sagte Louis Aliot, Ex-Partner von Marine Le Pen und Vizechef der Partei. Er hoffe, dass die Polizei mögliche Unruhestifter fernhalte, fügte er hinzu.

Le Pen hatte 1972 die rechtsextreme Front National mitgegründet. Er war fünf Mal bei der Präsidentschaftswahl angetreten und 2002 überraschend gegen den Konservativen Jacques Chirac in die Stichwahl eingezogen. Die französische Justiz verurteilte ihn mehrfach wegen Leugnung von Kriegsverbrechen, unter anderem für die Behauptung, die Gaskammern seien ein "Detail der Geschichte" gewesen.

Der Elysée reagierte auf Le Pens Tod zurückhaltend. Über seine Rolle im öffentlichen Leben werde die Geschichte urteilen, erklärte das Präsidialamt.

Premierminister François Bayrou löste Kritik aus mit seiner Bemerkung, dass Le Pens liebste Waffe die "Polemik" gewesen sei. "Es geht nicht um Polemik, sondern um Verurteilungen wegen rassistischer, antisemitischer und negationistischer Bemerkungen", erklärte ein Sprecher der kommunistischen Partei.

L.Zimmermann--NZN