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Deutschland hat Namibia am Montag 23 antike Artefakte in zurückgegeben, die deutsche Kolonialherren aus dem Land geraubt hatten. "Diese Objekte werden in Namibia bleiben", versicherte der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, bei der Übergabe. Die Rückgabe der Kunstwerke, Werkzeuge und Schmuckstücke ist Teil eines Annäherungsversuchs zwischen beiden Ländern.
Das Ethnologische Museum Berlin mit Sitz im Humboldt-Forum überantwortete die Objekte als Dauerleihgabe an das Nationalmuseum in der namibischen Hauptstadt. Namibische Aktivisten kritisierten die Entscheidung und forderten stattdessen eine endgültige Übergabe.
Zu den 23 Objekten gehören ein mit drei Schädeln verziertes Gefäß, eine Puppe im traditionellen Gewand, Schmuck und Speere. Namibische Experten hatten die Objekte wegen ihrer historischen, kulturellen und ästhetischen Bedeutung ausgewählt. Sie wurden umgehend öffentlich ausgestellt und stehen namibischen Wissenschaftlern zu Forschungszwecken zur Verfügung.
"Sämtliche Objekte wurden während der deutschen Kolonialzeit bei unterschiedlichen namibischen Gemeinschaften gesammelt", erklärte Hilma Kautondokwa, Präsidentin des namibischen Museumsverbands, bei der Übergabezeremonie in Windhoek. Vermutlich sei das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geschehen.
Hunderte weiterer Objekte aus Namibia sind noch in deutschem Besitz. Das Ethnologische Museum Berlin diskutiert seit drei Jahren mit Namibia über den Umgang mit ihnen.
Im Jahr 2019 hatte Deutschland Namibia eine Bibel und eine Peitsche übergeben, die dem namibischen Nationalhelden Kaptein Hendrik Witbooi gehört hatte. Witbooi war ein wichtiger Vertreter des namibischen Widerstands gegen die deutschen Kolonialherren. 2018 hatte Deutschland Schädel, Gebeine und weitere menschliche Überreste nach Namibia zurückgebracht, die während der Kolonialzeit für "wissenschaftliche Experimente" entwendet worden waren.
Das heutige Namibia war von 1884 bis 1915 deutsche Kolonie. Zwischen 1904 und 1908 wurden unter der deutschen Kolonialherrschaft zehntausende Angehörige der Herero und Nama von Truppen des deutschen Kaiserreichs getötet.
Im Mai vergangenen Jahres war eine Einigung der damaligen Bundesregierung und der namibischen Regierung auf ein Versöhnungsabkommen bekannt gegeben geworden, die als Wiedergutmachung für die deutschen Kolonialverbrechen im heutigen Namibia Wiederaufbauhilfen in Höhe von 1,1 Milliarden Euro vorsieht.
In dem Abkommen werden die deutschen Verbrechen an den Herero und Nama im historischen, nicht aber im völkerrechtlichen Sinne als "Völkermord" anerkannt. Der Rechtsbegriff "Reparationen" wird deshalb nicht verwendet.
Die deutsch-namibische Einigung wurde unter anderem von der Opposition in Namibia und Vertretern der Herero und Nama heftig kritisiert. Sie beklagen eine fehlende Beteiligung von Opfervertretern bei den Verhandlungen mit Deutschland und bestehen auf einer offiziellen Anerkennung des Völkermords auch im völkerrechtlichen Sinne.
O.Pereira--NZN