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Vor dem Außenministerium in Paris gab es eine Kundgebung. "Diplo - vom Aussterben bedroht", stand auf einem Plakat zu lesen. Unter dem Hashtag #diplo2metier (etwa: Diplomatie als Beruf) zeigten sich auf Twitter zahlreiche ranghohe Diplomaten, Botschafter und Regionaldirektoren solidarisch mit den Streikenden. "Wir arbeiten abends und am Wochenende, (...) wir geben alles bei Kriseneinsätzen, das lässt sich nicht improvisieren", schrieb Boris Toucas von der französischen Botschaft in Australien.
Der Streik sei Ausdruck der "massiven Unzufriedenheit" bei den Diplomaten, heißt es in einer Mitteilung der Gewerkschaften. Es bestehe die Gefahr, dass der diplomatische Dienst ausgehöhlt werde.
Auslöser für den Protest waren die von Macron angestoßenen Reformen des gehobenen Dienstes, die erhebliche Folgen für die diplomatischen Laufbahnen haben werden. Künftig sollen Spitzenbeamten des französischen Außenministeriums auch in anderen Behörden eingesetzt werden können - und umgekehrt.
Macron will auf diese Weise die Mobilität innerhalb der Verwaltung verbessern. Die Diplomaten halten dem entgegen, dass ihre Spezialisierung nicht anerkannt werde. Macron hatte es sich schon früh mit vielen Diplomaten verdorben, als er vergeblich versucht hatte, den mit ihm befreundeten Schriftsteller Philippe Besson zum Konsul in Los Angeles zu machen.
Die Unzufriedenheit hat sich bereits seit einigen Jahren angestaut. "Erschöpfung" und "fehlende Wertschätzung" für die Mitarbeiter bemängeln die Initiatoren des Arbeitskampfes, zu denen 500 junge Diplomaten zählen. Es werde eine Reform nach der anderen verlangt, zugleich würden ständig die Mittel gekürzt, sagte der gewerkschaftlich organisierte Diplomat Olivier Da Silva.
Es ist nach 2003 der zweite Streik in der Geschichte des traditionsreichen Hauses am Pariser Quai d'Orsay. Der Diplomat Da Silva verwies darauf, dass Botschafter und Konsulatsmitarbeiter ein Streikrecht hätten. Selbstverständlich würden bei der Aktion keinesfalls die Interessen Frankreichs oder die Sicherheit von Landsleuten gefährdet, sagte er. "Unser Ministerium ist ramponiert", sagte Da Silva. "Es muss repariert werden."
I.Widmer--NZN