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Am 100. Tag des russischen Angriffskrieges haben die ukrainischen Behörden zum Durchhalten aufgerufen. Die Armee kämpfe um "jeden Meter der Region Luhansk", erklärte Regionalgouverneur Serhij Gajdaj am Freitagmorgen im Messengerdienst Telegram. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte in der Nacht, die Verteidiger hätten "im Kampf um Sjewjerodonezk einige Erfolge erzielt". Es bleibe jedoch "derzeit das schwierigste Gebiet".
In den vergangenen hundert Tagen seien bei russischen Angriffe in der Region 33 Krankenhäuser, 237 ländliche Gesundheitseinrichtungen, fast 70 Schulen und 50 Kindergärten zerstört worden, erklärte Gajdaj. "Aber wir werden nur stärker. Hass auf den Feind und Glaube an unseren Sieg machen uns unbesiegbar."
Schwer umkämpft ist insbesondere die Industriestadt Sjewjerodonezk, die letzte Bastion der Ukrainer in der Region Luhansk. Nach Gajdajs Angaben vom Vortag kontrollieren die russischen Truppen 80 Prozent der Stadt. Ukrainische Soldaten halten sich demnach noch im Industriegebiet der Stadt verschanzt.
Auch die Lage in der Stadt Lyssytschansk, von Sjewjerodonezk nur durch einen Fluss getrennt, wird immer düsterer. Rund 60 Prozent der Infrastruktur und Häuser wurden zerstört, Internet, Mobilfunk sowie die Gasversorgung wurden lahmgelegt, wie der Bürgermeister Oleksandr Saika mitteilte. "Der Beschuss wird jeden Tag stärker", sagte er.
In der rund 80 Kilometer von Sjewjerodonezk entfernten Stadt Slowjansk berichteten Bewohner von kontinuierlichem Beschuss durch russische Truppen. "Es ist sehr schwer hier", sagte 24-jährige die Rettungssanitäterin Ekaterina Perednenko, die vor fünf Tagen in die Stadt zurückkehrte, um dann festzustellen, dass sie diese wieder verlassen muss. "Überall wird geschossen. Es ist furchterregend. Kein Wasser, Strom oder Gas", sagte die 24-Jährige.
In der südukrainischen Stadt Mykolajiw starb mindestens ein Mensch durch russischen Beschuss, sieben weitere Menschen wurden verletzt, wie ukrainische Militärvertreter am Donnerstagabend mitteilten.
Am Donnerstag hatte Selenskyj gesagt, dass die russischen Streitkräfte mittlerweile "rund 20 Prozent" des ukrainischen Staatsgebiets kontrollierten. Vor dem Einmarsch am 24. Februar seien es gut 43.000 Quadratkilometer gewesen, mittlerweile hätten sie fast 125.000 Quadratkilometer erobert.
Russland hatte 2014 die Halbinsel Krim annektiert und im Osten kontrollierten pro-russische Separatisten rund ein Drittel der Bergbauregion Donbass.
B.Brunner--NZN