SDAX
-137.1700
Nach wochenlangen heftigen Kämpfen ist die ukrainische Armee nach eigenen Angaben von russischen Truppen aus dem Zentrum der strategisch wichtigen Stadt Sjewjerodonezk in der Donbass-Region verdrängt worden. Der russischen Armee sei es mit Unterstützung ihrer Artillerie "teilweise" gelungen, die ukrainischen Soldaten im Stadtzentrum zurückzudrängen, teilte der ukrainische Generalstab am Montag im Onlinedienst Facebook mit. Nach Angaben des Regionalgouverneurs von Luhansk, Serhij Hajdaj, kontrolliert die russische Armee inzwischen "mehr als 70 Prozent" der Stadt.
Die russische Armee sei in der Nacht zum Montag mit ihren Angriffen auf Sjewjerodonezk "teilweise erfolgreich" gewesen, erklärte Hajdaj im Onlinedienst Facebook. Er warf den russischen Truppen vor, mit der "Zerstörung" Sjewjerodonezks fortzufahren und auch die Asot-Chemiefabrik, in deren Schutzräumen sich rund 500 Zivilisten befinden, "heftig zu bombardieren".
Laut Hajdaj versuchen die ukrainischen Behörden, einen "humanitären Korridor für die Zivilisten" auszuhandeln. Bislang seien diese Bemühungen jedoch erfolglos gewesen. Nach ukrainischen Angaben sind unter den schutzsuchenden Zivilisten in der Asot-Fabrik auch 40 Kinder.
Hajdaj hatte zuvor erklärt, Moskau versorge seine Truppen in der Region Luhansk mit "immer mehr Ausrüstung", um Sjewjerodonezk und das benachbarte Lyssytschansk "einzukreisen". In Lyssytschansk wurden nach seinen Angaben binnen 24 Stunden drei Zivilisten durch russische Bombardements getötet, darunter ein sechsjähriger Junge. Die ukrainischen Geheimdienste entlarvten in Lyssytschansk demnach 50 "Verräter", die Informationen an die russischen Truppen weitergegeben hätten.
Sjewjerodonezk und Lyssytschansk sind seit Wochen Schauplatz heftiger Kämpfe. Sie sind die beiden letzten Städte in der ostukrainischen Region Luhansk, die Russland noch nicht eingenommen hat.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am späten Sonntagabend von intensiven Kämpfen in Sjewjerodonezk gesprochen. Die ukrainischen Truppen und die russische Armee kämpften dort "um jeden Meter", sagte er. Armeechef Walerij Saluschny sagte, "jeder Meter von ukrainischem Land" in der Region sei "blutgetränkt". Doch nicht nur die ukrainische, sondern auch die russische Armee erleide hohe Verluste.
P.E.Steiner--NZN