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Bei einem Angriff auf einen Sikh-Tempel in der afghanischen Hauptstadt Kabul ist mindestens ein Besucher getötet worden, sieben weitere wurden verletzt. Nach Angaben eines Sprechers des Innenministeriums hatten mit Handgranaten und Gewehren bewaffnete Männer zur Gebetsstunde am Samstagmorgen den Tempel gestürmt. Taliban-Mitglieder töteten demnach später zwei Angreifer. Auch ein Taliban-Kämpfer sei bei dem Einsatz getöte worden. Zu dem Angriff bekannte sich zunächst niemand.
Er habe am Morgen Explosionen und Schüsse aus dem Tempel gehört, berichtete ein führender Vertreter der ursprünglich aus Indien stammenden Religionsgemeinschaft, Gurnam Singh, der Nachrichtenagentur AFP. Zu der Zeit halten sich nach seinen Angaben dort normalerweise Gläubige zum Gebet auf.
Laut dem Sprecher des Innenministeriums, Abdul Nafi Takor, benutzten die Angreifer mindestens eine Handgranate. Bei ihrer Explosion geriet demnach auch ein Teil der Tempelanlage in Brand. Kurz darauf sei in der Nähe eine Autobombe detoniert, Menschen seien dadurch aber nicht zu Schaden gekommen, sagte Takor.
Im Internet veröffentlichte Videos zeigten die zerstörte Gebetshalle des Tempels. Ein AFP-Korrespondent sah zudem Brandspuren an einem benachbarten Gebäude. Durch die Wucht der Autobombenexplosion gingen mehrere Fensterscheiben zu Bruch, die Straßen waren von Scherben übersät.
Einsatzkräfte der Taliban riegelten später das gesamte Viertel ab und hinderten Journalisten daran, mit Einwohnern oder möglichen Augenzeugen zu sprechen. Einige Sikh-Tempel in Kabul wurden sicherheitshalber geschlossen.
Sikhs sind im vorwiegend muslimischen Afghanistan eine kleine religiöse Minderheit. Heute leben in dem Land nur noch rund 200 Anhänger dieser Religion. In den 70er Jahren waren es noch rund eine halbe Million.
Die Religionsgemeinschaft wurde im Laufe der Jahre in Afghanistan wiederholt Opfer von Angriffen. Zuletzt waren im März 2020 bei einem bewaffneten Angriff auf einen anderen Sikh-Tempel der afghanischen Hauptstadt 25 Menschen getötet worden. Viele Sikhs verließen daraufhin das Land. Zu der damaligen Tat bekannte sich damals die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).
Die radikale sunnitische Miliz steht hinter zahlreichen Anschlägen und Angriffen auf Sikhs, Hindus und andere religiöse Minderheiten, darunter auch muslimische Schiiten und Sufis.
Indiens Außenminister Subrahmanyam Jaishankar verurteilte den neuerlichen "feigen Angriff" auf einen Sikh-Tempel. Vor kurzem hatte eine indische Delegation Kabul besucht, um über humanitäre Hilfen für Afghanistan zu sprechen. Medienberichten zufolge ging es dabei auch um die mögliche Wiedereröffnung der seit der Machtübernahme der Taliban geschlossenen indischen Botschaft in Kabul.
Seit der Machtübernahme der Islamisten im vergangenen August ist die Zahl der Bombenanschläge im ganzen Land zwar zurückgegangen. Während des Fastenmonats Ramadan wurde das Land allerdings erneut von einer Serie von Anschlägen erschüttert, bei denen dutzende Menschen getötet wurden. Zu einigen von ihnen bekannte sich der IS.
Die Miliz ist mit den Taliban verfeindet, obwohl beide Gruppierungen Sunniten sind. Vertreter der Taliban versichern immer wieder, den IS besiegt zu haben. Politischen Experten zufolge stellt die Dschihadistenmiliz jedoch nach wie vor ein großes Sicherheitsproblem in dem Land dar.
ans /dja
T.Furrer--NZN