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Bei einem russischen Raketenangriff auf ein Einkaufzentrum in der Ukraine sind nach Angaben der regionalen Behörden mindestens 13 Menschen getötet worden. Zudem wurden bei dem Angriff am Montag in der zentralukrainischen Stadt Krementschuk mehr als 40 Menschen verletzt, wie der Gouverneur der Region Poltawa, Dmytro Lunin, erklärte. Der G7-Gipfel sprach von einem "Kriegsverbrechen". Wegen dieses und weiterer Angriffe mit zivilen Opfern beantragte die Ukraine eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates.
Zum Zeitpunkt des Raketenbeschusses hatten sich laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj "mehr als 1000 Menschen" in dem Einkaufszentrum aufgehalten. "Der Raketenbeschuss von Krementschuk traf einen belebten Ort, der nichts mit den Kämpfen zu tun hat", schrieb der Bürgermeister der Stadt mit ehemals 220.000 Einwohnern, Vitali Maletsky, im Onlinenetzwerk Facebook.
Krementschuk liegt etwa 250 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Kiew. Die Gegend war bislang von den Kämpfen seit Beginn des russischen Angriffskrieges im Februar weitgehend verschont geblieben. Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe wurde das Einkaufszentrum von Kh-22-Anti-Schiffsraketen getroffen, die von der russischen Region Kursk aus abgefeuert worden waren.
Präsident Selenskyj sprach später von einer "dreisten terroristischen Handlung". "Eine friedliche Stadt, ein gewöhnliches Einkaufszentrum - Frauen, Kinder, normale Zivilisten im Inneren." "Die Welt ist entsetzt über den heutigen Raketenangriff Russlands", schrieb US-Außenminister Antony Blinken im Onlinedienst Twitter.
"Wahllose Angriffe auf unschuldige Zivilisten sind ein Kriegsverbrechen", erklärten die derzeit auf Schloss Elmau in Bayern tagenden Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten. Russlands Präsident Wladimir Putin und weitere Verantwortliche für diesen "abscheulichen" Angriff "müssen zur Rechenschaft gezogen werden".
Die von Kiew beantragte Sitzung des UN-Sicherheitsrates ist nach Angaben diplomatischer Vertreter Albaniens nun für Dienstagabend angesetzt. Der Raketenbeschuss des Einkaufszentrums in Krementschuk "wird das Hauptthema" dieser Sitzung sein, sagte ein albanischer Sprecher. Ein Sprecher der UNO hatte zuvor mit Blick auf Krementschuk bereits betont, dass die Kriegsparteien laut internationalem Recht zum Schutz von Zivilisten und ziviler Infrastruktur verpflichtet seien.
Am Sonntag war nach drei Wochen relativer Ruhe die ukrainische Hauptstadt Kiew erstmals wieder beschossen worden. Auch in Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine, gingen am Montag Raketen nieder. Dabei seien vier Menschen getötet worden, erklärte Regionalgouverneur Oleg Sinegubow. 19 weitere Menschen seien verletzt worden, darunter vier Kinder. "Der Feind terrorisiert bewusst die Zivilgesellschaft", schrieb Sinegubow im Messengerdienst Telegram.
Bei einem russischen Angriff auf die ostukrainische Stadt Lyssytschansk wurden nach ukrainischen Angaben zudem mindestens acht Zivilisten getötet und 21 weitere verletzt. "Die Russen haben mit Mehrfachraketenwerfern vom Typ Uragan auf eine Menschenmenge geschossen, als die Zivilisten gerade Wasser aus einer Zisterne holten", erklärte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, auf Telegram.
Lyssytschansk ist das nächste wichtige Ziel der russischen Truppen, nachdem sie die Nachbarstadt Sjewjerodonezk nach wochenlangen Gefechten am Wochenende gänzlich eingenommen hatten. Die Region Luhansk, eine der beiden Teilregionen des Donbass, steht damit nahezu vollständig unter russischer Kontrolle.
"Lyssytschansk und die umliegenden Dörfer erleben ihre schwersten Tage. Die Russen zerstören alles auf ihrem Weg", erklärte Regionalgouverneur Hajdaj. Sollten die russischen Truppen auch Lyssytschansk einnehmen, könnten sie anschließend Kramatorsk und Slowjansk in der zweiten Donbass-Teilregion Donezk ins Visier nehmen. Slowjansk ist ebenfalls bereits Ziel heftiger russischer Luftangriffe.
M.Hug--NZN