SDAX
-137.1700
Irans Fußball-Legende Ali Daei ist eigenen Angaben zufolge wegen seiner Unterstützung der anhaltenden Proteste in seiner Heimat bedroht worden. "Ich habe in den letzten Tagen und Monaten zahlreiche Drohungen gegen mich und meine Familie erhalten", erklärte Daei am Montag im Online-Dienst Instagram. Absender seien "Organisationen, Medien und unbekannte Personen gewesen", berichtete der frühere Hertha-BSC-Spieler.
"Mir wurden Menschlichkeit, Ehre, Patriotismus und Freiheit beigebracht", fuhr Daei fort. "Was wollt Ihr mit solchen Drohungen erreichen?" In seiner Botschaft forderte der ehemalige iranische Nationalspieler die "bedingungslose Freilassung" aller festgenommenen Demonstranten im Iran.
Der Iran wird seit Mitte September von einer landesweiten Protestwelle erschüttert. Auslöser war der Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini im Polizeigewahrsam - sie war von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil sie ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen haben soll.
Die Behörden gehen mit zunehmender Härte gegen die Demonstrierenden vor. Der UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk spricht von mehr als 300 Todesopfern und 14.000 Festnahmen.
Daei entschied sich trotz Einladung durch die Organisatoren, nicht als Gast zur WM in Katar zu reisen. Er wolle "bei meinen Landsleuten" sein und "all jenen mein Mitgefühl ausdrücken, die Angehörige" während der Proteste verloren hätten, erklärte Daei.
Wegen seiner Unterstützung der Proteste wurde im Oktober bereits Daeis Pass für einige Tage beschlagnahmt. Daei war einer der ersten iranischen Fußballspieler, der in einer europäischen Liga antrat. In Deutschland spielte er zunächst für Arminia Bielefeld und den FC Bayern München, bevor er zu Hertha BSC wechselte.
Daei schoss während seiner aktiven Karriere 109 Länderspieltore für den Iran. Eine Marke, die erst vergangenes Jahr von Portugals Cristiano Ronaldo eingestellt werden konnte. Daei war auch Teil der iranischen Mannschaft, die bei der Weltmeisterschaft 1998 2-1 gegen die USA gewann.
Der Fußball steht wegen der anhaltenden Proteste im Iran unter Beobachtung. Der bekannte iranische Fußballer kurdischer Abstammung, Voria Ghafouri, war wegen seiner Unterstützung der Proteste vorige Woche festgenommen worden. Medienberichten zufolge wurde er inzwischen gegen Kaution freigelassen, doch die Menschenrechtsgruppe Hengaw bestritt diese Angaben.
Am Dienstag spielt der Iran in Katar in einer Neuauflage des Spiels von 1998 gegen die USA und kann möglicherweise das erste Mal bei einer WM das Achtelfinale erreichen.
Nach dem Sieg der iranischen Mannschaft gegen Wales am Freitag, ließen die iranischen Behörden nach eigenen Angaben mehr als 700 Gefängnisinsassen frei. Das Justizportal "Misan Online" erklärte, 709 Häftlinge "aus verschiedenen Gefängnissen im Land wurden freigelassen". Darunter seien "einige, die bei den jüngsten Vorfällen festgenommen wurden", hieß es weiter.
F.E.Ackermann--NZN