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Jannik Sinner strubbelte sich fassungslos durch die rot-blonden Haare, klopfte auf sein großes Kämpfer-Herz und ließ sich mit erhobenen Armen vom Publikum feiern: Der Südtiroler ist am Ziel seiner Träume angekommen und hat erstmals einen Grand-Slam-Titel gewonnen. Der 22 Jahre alte Shootingstar setzte sich in einem packenden Endspiel von Melbourne nach einem furiosen Comeback mit 3:6, 3:6, 6:4, 6:4, 6:3 gegen den Russen Daniil Medwedew durch und versetzte sein Heimatland Italien durch den ersten Major-Titel seit 48 Jahren in Ekstase.
Für Sinner ist es nach dem Davis-Cup-Triumph im November das nächste große Highlight seiner jungen Karriere, nie zuvor hatte er in einem Grand-Slam-Finale gestanden. Der Weltranglistenvierte, der im Halbfinale Serien-Champion Novak Djokovic mit einer sensationellen Leistung ausgeschaltet hatte, kann sich über rund 1,9 Millionen Euro und den Norman Brookes Challenge Cup freuen.
Medwedew hingegen verlor auch sein drittes Finale in Melbourne, bereits 2021 (gegen Djokovic) und 2022 (gegen Rafael Nadal) war er leer ausgegangen - auch gegen Nadal hatte er eine 2:0-Satzführung verspielt. Der Russe, der im Halbfinale Deutschlands Nummer eins Alexander Zverev in einem Fünfsatz-Krimi besiegt hatte, muss damit nach seinem Triumph bei den US Open 2021 weiter auf seinen zweiten Grand-Slam-Titel warten.
Es war das erste Männer-Finale am Yarra River seit 2005, das ohne die Beteiligung von Djokovic, Roger Federer oder Rafael Nadal über die Bühne ging. Sinner ging als leichter Favorit in die Partie, nachdem er sich im Turnierverlauf in herausragender Form präsentiert hatte. Medwedew hingegen hatte in sechs Spielen dreimal über fünf Sätze gehen müssen.
Sinner hatte seine letzten drei Spiele gegen Medwedew allesamt gewonnen, doch zu Beginn der Partie sahen die 15.000 Zuschauer in der vollbesetzten Arena den Russen im Vorwärtsgang. Medwedew startete abgebrüht und breakte Sinner früh, nach 36 Minuten sicherte er sich den ersten Satz.
Auch in der Folge wirkte Sinner in seinem ersten Major-Endspiel nervös, machte ungewohnt viele einfache Fehler. Medwedew (27) nutzte das eiskalt aus, spielte beinahe fehlerlos und ließ sich auch von der lautstarken Zuschauer-Unterstützung für Sinner nicht aus der Ruhe bringen.
Im dritten Satz wachte Sinner auf. "Man merkt, Medwedew ist nicht mehr ganz so spritzig", sagte Boris Becker bei Eurosport und erinnerte an das Endspiel vor zwei Jahren gegen Nadal: "Natürlich geht dir dieses Gespenst durch den Kopf."
Und Sinner blieb dran, holte sich den vierten Satz und war dann nicht mehr aufzuhalten: Nach fast vier Stunden Spielzeit nutzte er seinen ersten Matchball zum Sieg.
M.Hug--NZN