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Hunderte Tennisbälle aus Berlin - aber drei Punkte für den Hamburger SV: Begleitet von den bislang längsten Fanprotesten gegen die Kommerzialisierung des deutschen Fußballs hat der HSV in der 2. Bundesliga einen ganz wichtigen Sieg errungen. Bei Hertha BSC gewann die Mannschaft von Trainer Tim Walter mit 2:1 (0:0) und sprang im Aufstiegskampf wieder auf Rang zwei der Tabelle. Das Spiel am Samstagabend stand allerdings auch im Zeichen der Proteste: Für gut 30 Minuten musste es unterbrochen werden, nachdem fortlaufend Tennisbälle von den Tribünen auf das Spielfeld geflogen waren.
Sportlich nahm die Begegnung erst nach dieser Zwangspause Fahrt auf. Hamburgs Führung durch Miro Muheim (57.) glich Herthas Haris Tabakovic (62.) sehr schnell aus, das letzte Wort hatte aber der Gast: Ludovit Reis (82.) traf zum Sieg, der HSV hat wieder einen direkten Aufstiegsplatz inne. Der Stadtrivale FC St. Pauli (42 Punkte) ist an der Tabellenspitze zwar vorerst enteilt, Hamburg (37) bildet aber die Spitze der Verfolger. Holstein Kiel (36) und die SpVgg Greuther Fürth (35) sind weiterhin in Schlagdistanz. Die Hertha (26) spielt als Zehnter im Aufstiegsrennen bis auf Weiteres keine Rolle mehr.
"Ich bin froh, dass es nicht zum Spielabbruch kam und dass sich keiner eine Muskelverletzung geholt hat", sagte Hertha-Trainer Pal Dardai bei Sky: "Was ärgerlich ist: Das war ein Spiel, in dem wir hätten Punkte mitnehmen können. So ist Fußball, man muss die Tore machen."
Vor der Unterbrechung war Hamburg grundsätzlich überlegen, gute Chancen hatten aber beide Teams: In der 17. Minute landete ein Kopfball von Andras Nemeth an der Latte, auf der anderen Seite traf Tabakovic (42.) per Kopf den Pfosten. Früh in der zweiten Hälfte flogen dann die Tennisbälle, Schiedsrichter Daniel Schlager schickte die Mannschaften beim Stand von 0:0 nach 75 Minuten vom Feld - nur bis zur 53. Minute war gespielt worden.
Sowohl Hertha-Kapitän Toni Leistner als auch Dardai hatten in dieser Phase das Gespräch mit Vertretern der Fans gesucht, Schiedsrichter Schlager wartete lange Zeit geduldig. Erst nach dem Gang in die Katakomben und weiteren zehn Minuten konnte das Spiel dann fortgesetzt werden. Chancen ergaben sich nun auf beiden Seiten, auch die Hertha war nach der Einwechslung von Fabian Reese deutlich aktiver.
Schon in den vergangenen Wochen hatten Fans in sämtlichen Bundesliga-Stadien durch das Werfen von Schokoladentalern, Flummis und Tennisbällen immer wieder für Unterbrechungen gesorgt, die aber bislang nie ein solches Ausmaß erreichten. Die Anhänger protestieren damit vor allem gegen die jüngsten Pläne der Deutschen Fußball Liga (DFL) über die Zusammenarbeit mit einem Investor.
L.Zimmermann--NZN