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Leon Ulbricht saß im Zielraum hoch droben in der spanischen Sierra Nevada, sein Snowboard noch an den Füßen, und nahm seinen Kopf in die Hände. So ganz konnte der 19 Jahre alte Oberstdorfer nicht begreifen, was er da soeben vollbracht hatte, und tatsächlich fehlten ihm erst mal die Worte nach seinem ersten Sieg im Weltcup, der eine große Überraschung war, mindestens.
"Ich kann nichts sagen, es ist zu verrückt", stieß der erkennbar überwältigte "Ulle" zunächst hervor. Nachdem er sich beruhigt hatte im Anschluss an das erste der beiden Snowboardcross-Rennen im Schatten des Pico Mulhacen, war der Sportsoldat schon gesprächiger. Erstmals im Finale, und dann gleich gewonnen gegen den Weltcup-Dominator - "das ist unglaublich! Ein mega Tag."
Als er Seit an Seit mit dem Olympiazweiten und vierfachen Saisonsieger Eliot Grondin aus Kanada über die Ziellinie gefahren war, hatte er zunächst gedacht, "dass ich Zweiter bin", bekannte Ulbricht. Das Zielfoto bewies freilich das Gegenteil, und so kam der Junioren-Weltmeister von 2022 in den Genuss, die deutsche Hymne zu hören. Ein "mega Gefühl" sei das gewesen, sagte er.
Auf Kommando wiederholbar sind solche Tage allerdings noch nicht. Im zweiten Rennen war für Ulbricht im Viertelfinale Schluss. Den "Ultra-Boost" vom Premierensieg aber kann ihm keiner mehr nehmen. Und Disziplintrainer Bernard Loer betont ohnehin, Ulbricht, im Vorjahr immerhin schon WM-Neunter, im Weltcup aber zuvor nie besser als Elfter, sei wohl das "größte Talent, das ich je trainieren durfte".
Für Snowboard Germany sind Siege im Snowboardcross nichts Neues. In den vergangenen beiden Wintern hatte Martin Nörl aus dem niederbayerischen Adlkofen den Weltcup dominiert und jeweils die Gesamtwertung gewonnen. Der 30 Jahre alte Routinier aber fällt seit Dezember mit einer Fraktur des linken Sprunggelenks aus. Der Coup von Ulbricht kommt da gerade recht.
G.Kuhn--NZN