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Knapp drei Monate vor dem EM-Auftakt gegen Schottland startet die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gegen Frankreich und die Niederlande ins Turnierjahr. Dabei muss Bundestrainer Julian Nagelsmann einige Fragen klären. - Die wichtigsten Baustellen:
1. TOR
Vor dem Sommermärchen 2006 machte der Zweikampf zwischen Jens Lehmann und Oliver Kahn um das deutsche Tor Schlagzeilen, und auch vor der Heim-EM beschäftigt die DFB-Elf wieder die "T-Frage". Marc-Andre ter Stegen, Stammkeeper in Barcelona und ewiger Stellvertreter von Manuel Neuer, drängt auf sein erstes großes Turnier als Nummer eins. Doch Neuer kehrt nach 15 Monaten zurück - als Platzhirsch? Nagelsmann kündigte Gespräche an, Tendenz: Neuer hütet das EM-Tor.
2. HIERARCHIE
Ein Pluspunkt für Neuer ist seine Erfahrung und sein Standing als Weltmeister von 2014. "Die Spieler sollen das Gefühl haben, dass sie Anführer in ihren Reihen haben", sagte Nagelsmann. In einem Team mit sechs Neuen sind etablierte Stützen für eine gesunde Hierarchie essenziell. Die Kapitänsbinde behält Ilkay Gündogan, Neuers Wort werde aber "weiter Gewicht haben", sagte Nagelsmann. Eine neue, alte Stütze soll auch Rückkehrer Toni Kroos sein, der als Taktgeber sofort wieder gesetzt ist. Das Gefüge um ihn Kroos herum muss jetzt wachsen.
3. ZENTRUM
Wer neben Kroos aufläuft, ist offen. England-Legionär Pascal Groß bekam auf der US-Reise im vergangenen Oktober seine Chance und machte seine Sache auf Anhieb gut. Defensiv-Allrounder Robert Andrich überzeugt bei Bayer Leverkusen. Und Bayern-Youngster Aleksandar Pavlovic hat schon Leon Goretzka abgehängt. Einer aus dem Trio soll als EM-"Worker" die Löcher stopfen.
4. ABWEHR
Seit Langem ist die Defensive die große Schwachstelle. Im Abwehrzentrum sind Antonio Rüdiger (Real Madrid) und Jonathan Tah (Leverkusen) gesetzt. Nagelsmann ist hier "ein gutes Mauerwerk lieber als frischer Wind". Das Problem: Dem Duo fehlt gemeinsame Spielzeit. Und auch die Außen müssen sich einspielen. Joshua Kimmich wurde aus dem Mittelfeld nach rechts beordert, links streiten sich Neuling Maximilian Mittelstädt (VfB Stuttgart) und der Leipziger David Raum um einen Stammplatz.
5. NEUN
Wer schießt bei der EM die Tore? Ein Weltklassestürmer vom Format eines Kylian Mbappe oder Harry Kane fehlt. Verlass war auf Niclas Füllkrug zuletzt dennoch. Der Dortmunder hat sich als Stürmer Nummer eins etabliert und Konkurrenten wie Kevin Behrens oder Marvin Ducksch hinter sich gelassen. Als Herausforderer sind diesmal Maximilian Beier aus Hoffenheim und VfB-Profi Deniz Undav dabei.
6. SPIELSTIL
Nagelsmann hat eine klare Vorstellung vom Fußball, anders als im Verein fehlt für eine gezielte Umsetzung dieser Ideen aber die Zeit. Die Nackenschläge gegen die Türkei (2:3) und Österreich (0:2) offenbarten riesige Anpassungsprobleme. In erster Linie geht es deshalb um Stabilität und darum, dass "jeder ein gutes Verständnis für seine Rolle im Kader haben" muss, wie Nagelsmann sagte.
7. ZUKUNFT
Erst die EM - und dann? Nagelsmann zieht es wieder zu einem Verein. "Wenn ich ein passendes Angebot vorliegen habe, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ich vor der EM unterschreibe", sagte er. Das sei noch nicht der Fall, ist aber wohl nur eine Frage der Zeit. Dann müsste der DFB schon wieder einen Bundestrainer suchen, vielleicht sogar schon während der wichtigen EURO.
T.Gerber--NZN