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Olympiasieger Florian Wellbrock hat sich kritisch zum Umgang mit der Doping-Affäre um 23 chinesische Schwimmer geäußert. "Also, ich erwarte da tatsächlich nicht mehr wirklich viel zu, weil ich jetzt schon das Gefühl habe, dass es gar keinen mehr interessiert, weder in den Verbänden noch in den Medien", sagte der Magdeburger in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ): "Als Sportler hat man das natürlich als schlechten Witz wahrgenommen."
Auf die Frage, ob er den Eindruck habe, dass für alle die gleichen Regeln gelten, sagte Wellbrock: "Na ja, offensichtlich nicht." Prinzipiell schaue er auf die Athleten aber "ganz neutral und souverän", erklärte der 26-Jährige angesprochen auf mögliche Begegnungen im olympischen Dorf: "Ich habe mich nicht damit beschäftigt, wer da Teil von diesem Trainingslager war, das abgehalten wurde."
Außerdem müsse man "auch ganz klar sagen, dass von gewissen Nationen auch nicht alle schwarze Schafe sind, wie ihnen vielleicht auf den ersten Blick erst mal unterstellt wird", betonte Wellbrock: "Zuerst gilt die Unschuldsvermutung. Und so behandle ich die Leute auch."
Der Fall um die chinesischen Schwimmer, von denen elf bei den Olympischen Spielen in Paris (26. Juli bis 11. August) starten werden, hatte hohe Wellen geschlagen. Eine im April veröffentlichte gemeinsame Recherche der ARD-Dopingredaktion und der New York Times hatte die Glaubwürdigkeit von Chinas Anti-Doping-System und die Wächterfunktion der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) infrage gestellt. Demnach wurden die betroffenen Schwimmer vor den Sommerspielen 2021 in Tokio positiv auf das verbotene Herzmittel Trimetazidin getestet, allerdings nicht sanktioniert.
Die WADA glaubt der nationalen Anti-Doping-Agentur CHINADA und den chinesischen Behörden, deren Untersuchung eine Kontaminierung in einer Hotelküche mit dem Herzmittel ergeben haben will. Laut dem am Dienstag veröffentlichten Bericht des Staatsanwalts Eric Cottier habe sich die WADA korrekt verhalten. Travis Tygart, Chef der US-Anti-Doping-Agentur USADA, hatte das Vorgehen jedoch kritisiert, "da die WADA selbst den Ermittler ausgewählt" habe.
Ch.Siegenthaler--NZN