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Wassersprung-Bundestrainer Lutz Buschkow hat erstmals auf die schweren Vorwürfe durch den ehemaligen Wasserspringer Jan Hempel zum Umgang mit sexuellem Missbrauch reagiert. Er sei ebenso wie einige Kollegen "nicht über die Missbrauchsvorwürfe von Jan Hempel gegenüber seinem Trainer informiert worden", sagte der durch den Deutschen Schwimm-Verband (DSV) aktuell freigestellte Buschkow der FAZ.
Der viermalige Wassersprung-Europameister Hempel (50), Olympia-Silbermedaillengewinner 1996, hatte in der ARD-Dokumentation "Missbraucht - Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmsport" einen langjährigen Trainer schwer belastet und dem Verband Untätigkeit vorgeworfen. Buschkow soll von den Vorwürfen gewusst und nicht entsprechend gehandelt haben.
Dies könne er "nicht bestätigen", so Buschkow: "Für mich stellt sich das so dar, dass einige wenige Dresdener damals von Jan Hempel ins Vertrauen gezogen wurden und dass es eine Absprache zwischen ihm und Ulla Klinger (damalige Bundestrainerin, d.Red.) gegeben hat, nicht an die Öffentlichkeit zu gehen, weil auch Jan Hempel das ausdrücklich so gewünscht hat."
Hempel hatte unter anderem Trainer Frank Taubert ins Vertrauen gezogen. Hempel habe dabei "mir gegenüber und wenigen anderen hier in Dresden den Wunsch geäußert, dass es nicht an die Öffentlichkeit gelangen soll, um ihn und seine Familie zu schützen", sagte Taubert der FAZ. Anschließend habe es ein Vieraugengespräch zwischen Hempel und Klinger gegeben. Daraufhin habe man sich geeinigt, Hempels Wunsch zu akzeptieren.
Hempel widerspricht allerdings ebenfalls in der FAZ der Darstellung, es sei sein ausdrücklicher Wunsch gewesen, nicht an die Öffentlichkeit zu gehen. "Die Springerführung hat mir damals gesagt: Wenn du das an die große Glocke hängst, dann war es das mit dem Wasserspringen, dann kannst du deine Karriere vergessen. Wie hätten Sie da reagiert?", sagte er.
Hempel hatte unter anderem ausgesagt, er sei von dem inzwischen verstorbenen Trainer 14 Jahre lang missbraucht worden, unter anderem während der Olympischen Spiele 1992 in Barcelona, unmittelbar vor einem Wettkampf. Laut Hempel, der nach eigener Darstellung die Verbandsspitze 1997 von den Vorgängen unterrichtet hatte, hat sich der DSV nie substanziell mit den Vorwürfen auseinandergesetzt. Der DSV hatte zuletzt eine vollumfängliche Aufarbeitung der Vorwürfe angekündigt.
Buschkow arbeitete seit 1991 für den DSV, seit 2002 war er Cheftrainer der Wasserspringer. Von 2008 bis 2016 war er zudem als Leistungssportdirektor tätig.
P.E.Steiner--NZN