SDAX
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Der frühere Handballer und Olympiateilnehmer von 1972, Klaus Langhoff, erinnert sich auch heute noch mit Schrecken an den Terrorangriff auf israelische Sportler vor 50 Jahren in München. Es sei für ihn "unfassbar" gewesen, dass so etwas passierte, sagte Langhoff, der damals Kapitän der DDR-Handballmannschaft war, der Nachrichtenagentur AFP in Rostock. Er habe "mental sehr darunter gelitten".
Ein palästinensisches Kommando war am 5. September 1972 in das Münchner Olympiagelände eingedrungen und hatte Mitglieder der israelischen Mannschaft als Geiseln genommen. Bei der Geiselnahme und einer fehlgeschlagenen Befreiungsaktion starben elf israelische Sportler und ein deutscher Polizist.
Langhoff wohnte im Olympiadorf direkt gegenüber der Wohnung, in die palästinensische Bewaffnete am jenem 5. September eindrangen und die israelischen Sportler als Geisel nahmen. Von seinem Balkon musste der heute 82-Jährige hilflos mit ansehen, wie sich schreckliche Szenen abspielten, etwa als die Terroristen den leblosen Körper eines israelischen Trainers auf die Straße warfen.
"Es war furchtbar - immer wenn wir aus dem Fenster oder auf den Balkon schauten, sahen wir diesen toten Sportler dort", sagte Langhoff AFP. Für ihn selbst, der im Zweiten Weltkrieg als Sechsjähriger die Leichen deutscher Soldaten in eilig ausgehobenen Gräbern hatte liegen sehen, seien die Erinnerungen an den Krieg zurückgekommen.
Nach den Worten Langhoffs war es für ihn und seine Mannschaftskollegen nach dem Anschlag "sehr schwierig, sich wieder auf diese Wettkämpfe und auf die Spiele zu konzentrieren". Die Olympischen Spiele wurden nach einer Unterbrechung damals fortgesetzt. Die DDR-Handballer verloren anschließend gegen die Sowjetunion und belegten schließlich den vierten Platz bei Olympia.
Trotz der erschütternden Erfahrung stieß die DDR-Mannschaft nach ihrer Rückkehr in die Heimat auf wenig Verständnis. "Nur Medaillen zählten", erinnert sich Langhoff. Die mit der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) verbündete DDR-Regierung bezeichnete die Geiselnahme offiziell als "Tragödie", während in den ostdeutschen Medien kaum über die Gräueltat berichtet wurde.
50 Jahre nach dem Terroranschlag kritisiert Langhoff, dass die Spiele nicht richtig abgesichert gewesen seien. "Und ich glaube, dass es auch im Nachhinein große Versäumnisse gab in der Aufarbeitung." Nicht nur finanziell gesehen, sondern auch "moralisch".
F.Carpenteri--NZN