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Kurz vor dem Start der Fußball-WM hat Amnesty International die Forderungen nach einem Entschädigungsfonds für Arbeitsmigranten erneuert und scharfe Kritik an FIFA-Präsident Gianni Infantino geübt. "Inmitten dieses wachsenden Aufschreis hat die wichtigste Stimme von allen auffallend geschwiegen: die von Gianni Infantino", schrieb die Amnesty-Generalsekretärin Agnes Callamard in der französischen Zeitung Le Monde.
Trotz "privater und öffentlicher Zusicherungen" des Weltverbandes, den Vorschlag zu prüfen, sei Infantino, "abgesehen von einigen Plattitüden, der Frage immer wieder ausgewichen", kritisierte die Menschenrechtlerin in ihrem Gastbeitrag am Freitag. Der FIFA-Chef habe "immer noch nicht auf unseren gemeinsamen Brief geantwortet".
Amnesty fordert gemeinsam mit Human Rights Watch und anderen Organisationen von Katar und dem Weltverband Entschädigungszahlungen für Arbeiter, die beim Stadionbau für die WM (ab 20. November) ums Leben gekommen sind, verletzt oder ausgebeutet wurden. Verbände wie der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sprachen sich ebenfalls dafür aus. Der katarische Arbeitsminister Ali bin Samikh Al Marri nannte die Forderungen zuletzt in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP einen "Werbegag".
Infantino hatte die WM-Teilnehmer zuletzt in einem Brief aufgefordert, sich beim Turnier in Katar auf den Fußball zu konzentrieren und "moralische Lektionen" zu unterlassen. Dies sei ein "krasser Versuch, die Schuld der FIFA an diesen Missständen und die Verantwortung gegenüber diesen Arbeitern zu verdrängen", kritisierte Callamard.
"Alles, was wir zum jetzigen Zeitpunkt fordern, ist eine unumstößliche Zusage der FIFA, dass missbrauchte Arbeitnehmer entschädigt werden und dass Programme zur Verhinderung weiteren Missbrauchs finanziert werden", schrieb Callamard. Dazu würde "ein Federstrich von Gianni Infantino genügen".
M.J.Baumann--NZN