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Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) geht einer direkten Konfrontation mit dem äußerst umstrittenen FIFA-Präsidenten Gianni Infantino aus dem Weg und wird für die Präsidentschaftswahl beim 73. FIFA-Kongress in vier Monaten keinen Kandidaten nominieren. Das beschloss das DFB-Präsidium einstimmig hinsichtlich der am Mittwoch endenden Frist. Gleichzeitig hat der DFB allerdings durch die verweigerte Unterstützung Infantinos ein Zeichen gesetzt.
In einer Mitteilung brachte DFB-Präsident Bernd Neuendorf zum Ausdruck, dass er sich seitens der FIFA "ein deutlicheres Bekenntnis für die Menschenrechte sowie ein größeres Engagement in humanitären Fragen gewünscht hätte."
Neuendorf erwarte "transparente Entscheidungsprozesse in der FIFA" und bleibe bei seinen Forderungen "nach der Einrichtung eines Entschädigungsfonds für die Angehörigen der verstorbenen oder verletzten Arbeiter auf den WM-Baustellen." Weiter heißt es, dass der DFB weiterhin für die Einrichtung eines Migrant Working Center in Katar eintritt.
Bis zur Wahl im März will der DFB "den konstruktiven Dialog mit der FIFA zu diesen Punkten suchen und auf Fortschritte hinwirken. Er stellt sich damit seiner gesellschaftspolitischen Verantwortung", heißt es in einer Mitteilung.
Die Präsidentenwahl wird am März 2023 beim Kongress in Kigali/Ruanda über die Bühne gehen. Dabei haben alle 211 Mitgliedsländer jeweils eine Stimme. Obwohl der seit 2016 im Amt befindliche Infantino schwer in der Kritik steht, gilt der Schweizer als großer Favorit.
Bisher gibt es keinen Gegenkandidaten für den Nachfolger von Joseph S. Blatter. Bereits 2019 war Infantino ohne einen Kontrahenten im Amt bestätigt worden. Sollte der 52-Jährige erneut gewählt werden, würde er in seine letzte Amtszeit gehen. Mehr als zwölf Jahre an der FIFA-Spitze lässt die Satzung nicht zu.
Infantino steht aufgrund diverser Skandale und Kontroversen in der Kritik. In der Schweiz läuft nach wie vor ein Strafverfahren gegen den FIFA-Boss, der mittlerweile teilweise in Katar lebt.
Nach Ansicht Blatters, der Infantino im kicker als "unmöglichen Typen" bezeichnete, werde das "seine Gründe" haben: "Doha würde ihn eher nicht ausliefern, wenn die Schweizer Justiz etwas gegen ihn in der Hand hat."
H.Roth--NZN