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SEBASTIAN VETTEL: Als kecker Nobody aus der südhessischen Provinz kam Sebastian Vettel 2006 in die Formel 1, er verlässt sie als einer der Größten. Nicht nur aufgrund enormer sportlicher Erfolge, darunter vier WM-Titel und 53 Siege, sondern auch und gerade wegen seiner menschlichen Qualitäten. Ausnahmslos jeder Fahrerkollege und jedes Team huldigte "Seb", der stets sein Herz auf der Zunge trug, an diesem vor Emotionen überbordenden Wochenende. Die Szene bedauert seinen Rückzug, doch nicht wenige sehen ihn schon bald zurückkehren. Wenn nicht als Fahrer, dann vielleicht als Teamchef oder Berater. Auch das könnte er. Denn Sebastian Vettel ist keiner, der nur bis zur nächsten Kurve denkt.
MICK SCHUMACHER: Ebenfalls tschüss sagt Mick Schumacher, allerdings unfreiwillig. Dass sein Vertrag bei Haas nach zwei Jahren nicht verlängert wird, war am Ende keine Überraschung mehr. Schumacher steigerte sich nach schwachem Saisonstart, in der zweiten Jahreshälfte hatte der 23-Jährige seinen Teamkollegen Kevin Magnussen im Griff - es nützte nichts. Haas bevorzugte die Erfahrung und Verlässlichkeit des zwölf Jahre älteren Nico Hülkenberg. Doch Schumacher schüttelte in Abu Dhabi die Enttäuschung ab. Am Sonntag formulierte er selbstbewusst, spätestens 2024 wieder ein Stammcockpit zu besitzen. Für das kommende Jahr deutet sich ein Engagement beim Top-Team Mercedes als Ersatzfahrer an. Schumacher bliebe damit im Fahrerlager - und im Gespräch.
MAX VERSTAPPEN/RED BULL: Max Verstappen hat seine Drohung wahrgemacht. Er hat sich im Vergleich zu seinem ersten Titeljahr noch einmal gesteigert, ist konstanter geworden, wirkte phasenweise unantastbar. 15 Siege in 22 Rennen sind eine bemerkenswerte Rekordmarke. Was allerdings auch damit zu tun hatte, dass der Konkurrenz schnell die Puste ausging (Ferrari) bzw. sie überhaupt nie in Titelform war (Mercedes). Im nächsten Jahr könnte das Gesamtbild anders aussehen. Mercedes machte am Jahresende zumindest auf bestimmten Streckentypen Druck. Und Red Bull muss 2023 für seine Verstöße gegen den Budgetdeckel bezahlen: Das Weltmeisterteam hat kaum noch Versuche im Windkanal zur Verfügung, nach eigenen Schätzungen könnte dies bis zu eine halbe Sekunde pro Runde kosten.
LEWIS HAMILTON/MERCEDES: Lewis Hamilton konnte es gar nicht mehr erwarten, den Mercedes W13 endlich abzustellen. Der Rekordweltmeister und sein diesjähriger Dienstwagen sind miteinander nie warm geworden. Im 16. Jahr in der Formel 1 blieb der erfolgreichste Fahrer der Seriengeschichte erstmals ohne Sieg. Und zum erst dritten Mal musste er sich in der Jahresabrechnung seinem Teamkollegen geschlagen geben. George Russell allerdings offenbarte, mehr als nur ein großes Talent zu sein. Der 24-Jährige ist ein Weltmeister von morgen - wenn das Auto es zulässt. Und das, so glaubt man bei Mercedes, könnte 2023 der Fall sein, wenn die positive Entwicklung anhält. Die groben Konstruktionsfehler des W13 jedenfalls scheinen abgestellt.
FERRARI: Ob Ferrari dann auch ganz vorne mitmischt, darf leise angezweifelt werden. Am Jahresanfang waren die Roten noch die Profiteure des neuen Reglements, drückten den ersten Rennen ihren Stempel auf. Doch das Polster auf Red Bull war schnell aufgebraucht. Die Entwicklung stagnierte, zudem beging der Kommandostand der Scuderia haarsträubende taktische Fehler. Teamchef Mattia Binotto geht arg angezählt in die Pause, Ferrari sondiert den Markt nach Alternativen. Dem glamourösesten und emotionalsten aller Rennställe droht wieder ein heißer Winter. In der Vergangenheit bedeutete das für die kommende Saison selten etwas Gutes.
SPRUCH DES WOCHENENDES: "Ich bin mir sicher, dass ich das alles noch mehr vermissen werde, als mir im Moment klar ist." (Sebastian Vettel nach seiner letzten Runde)
X.Blaser--NZN