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Heung-Min Son nahm die Maske vom Gesicht, fuhr sich durch die Haare und schnaufte durch. In die Rolle des Superhelden war er nicht geschlüpft - seine Südkoreaner hatten gegen Uruguays Altstars dennoch durchaus Eindruck gemacht. 0:0 hieß es am Ende zum Auftakt der Gruppe H, und zumindest im Vergleich mit Luis Suarez, dem mit allen Wassern gewaschenen Veteranen der Südamerikaner, sah Son deutlich besser aus.
"Ich will immer gewinnen, es hat nur ein Bisschen gefehlt", sagte er nach dem Spiel, "ich bin trotzdem sehr stolz auf unsere Leistung. Zum Glück war meine Verletzung nicht so schlimm, ich war rechtzeitig fit."
Denn lange Zeit war fraglich gewesen, ob er überhaupt würde spielen können. Der Torjäger von Tottenham Hotspur, früher lange Zeit in der Bundesliga, musste nach einem mehrfachen Bruch der Augenhöhle operiert werden. Letztlich lief er mit Gesichtsschutz auf und überzeugte gegen die Oldies aus Uruguay. Nicht nur Ausnahmestürmer Suarez (35) ist bei den Südamerikanern mittlerweile in die Jahre gekommen.
Dennoch nahmen beide Teams einen Punkt mit, und die ohnehin ausgeglichene Gruppe mit Portugal und Ghana bleibt nach dem Duell der beiden WM-Stammgäste offen. Seit 36 Jahren schon sind die Asiaten immer dabei. Uruguay indes stand zuletzt dreimal in Folge in der K.o.-Runde, ging daher mit einem leichten Favoritenstatus ins Spiel - konnte diesen von Beginn an aber kaum bestätigen.
Südkorea wirkte äußerst reif, war im Spielaufbau wesentlich strukturierter und sehr variabel. Nach gut einer halben Stunde führte das zur ersten echten Chance des Spiels: Nach einem feinen Angriff über rechts kam Ui-Jo Hwang an den Ball, schoss aber über das Tor (34.).
Uruguay setzte sein körperliches Spiel dagegen. Vieles wirkte ein wenig zufällig, dennoch ging es nach Ballgewinn immer wieder schnell nach vorne. Und auch die Südamerikaner bekamen noch ihre Großchance in Hälfte eins: Nach einer Ecke köpfte Kapitän Diego Godin - auch schon 36 Jahre alt - an den Pfosten (43.).
Zur Halbzeit hatte vor allem Son Eindruck gemacht, war ein ständiger Gefahrenherd, stach technisch heraus - und stellte Suarez auf der Gegenseite deutlich in den Schatten. Der einstige Star des FC Barcelona hatte zuletzt seinem Stammverein Nacional Montevideo zum Titel verholfen, aktuell ist er ohne Verein.
Im Laufe der zweiten Halbzeit bekam er seinen langjährigen Sturmpartner Edinson Cavani (35) an die Seite gestellt, und plötzlich entwickelte Uruguay zumindest phasenweise doch noch Druck. Federico Valverde traf spät den Pfosten (89.), Son zielte wenig später knapp vorbei (90.).
T.Gerber--NZN