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Der Negativpreis "Dinosaurier des Jahres" des Umweltverband Nabu geht in diesem Jahr an den zwischen Deutschland und Polen verlaufenden Grenzfluss Oder. "Wer in diesem Jahr nach der größten Umweltsauerei sucht, hat sofort die Umweltkatastrophe an der Oder vor Augen", teilte Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger am Dienstag mit. Besonders ins Gedächtnis gebrannt hätten sich die Bilder der geschätzten 200 bis 400 Tonnen an totem Fisch, die entlang des Flusses geborgen wurden.
Die Oder werde deshalb mit dem "Dinosaurier des Jahres" ausgezeichet. Sie stehe stellvertretend für die kritische Situation an vielen anderen Flüssen in Deutschland, hieß es weiter. Durch Begradigung, Uferbefestigung und Fahrrinnenvertiefungen steigen laut Nabu Fließgeschwindigkeiten, gehen wichtige Lebensräume verloren und Flüsse verlieren an Widerstandsfähigkeit. Die Naturschutzorganisation fordert deshalb, dass alle schädlichen Umwelteinflüsse an deutschen Flüssen sofort gestoppt werden, zudem "ein Moratorium sowohl für den Ausbau als auch für instandsetzende Unterhaltungsmaßnahmen an der Oder".
Mitte August hatten die Behörden auf der Höhe von Frankfurt an der Oder ein massives Fischsterben in dem Fluss beobachtet, welches sich im weiteren Verlauf auch nach Norden ausweitete. Dabei wurden tonnenweise tote Fische geborgen. Experten machten später unter anderem einen hohen Salzgehalt verantwortlich, der das Auftreten einer für Fische giftigen Algenart begünstigt haben könnte. Die Ursache für die Salzkonzentration konnte allerdings nicht ermitteln werden, wie es in einem Bericht des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamts hieß.
Unter anderem die Umweltschutzorganisation Greenpeace vermutete hingegen Salzeinleitungen aus der polnischen Bergbauindustrie als Auslöser. Mehrere Umwelt- und Naturschutzorganisationen sowie das Land Brandenburg klagen gegen den Ausbau der Grenzoder. Kurz vor Weihnachten hatte ein Verwaltungsgericht in Warschau daraufhin die Ausbauarbeiten vorerst gestoppt.
Mit dem "Dinosaurier des Jahres" zeichnet der Nabu seit 1993 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus, "die sich durch besonders rückschrittliches öffentliches Engagement in Sachen Natur- und Umweltschutz hervorgetan haben". Seit 2020 werden nicht mehr Menschen, sondern konkrete Projekte ausgezeichnet - so 2021 zum Beispiel das Baugebiet Conrebbersweg in Emden stellvertretend für den Flächenfraß in ganz Deutschland.
X.Blaser--NZN