DAX
176.4200
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat sogenannten blauen Wasserstoff, der aus Erdgas gewonnen wird, als Übergangstechnologie verteidigt. Aus Erneuerbaren gewonnener grüner Wasserstoff sei zwar "das Mittel der Wahl", sagte Habeck, der sich am Donnerstag zu politischen Gesprächen in Norwegen aufhielt, im ARD-"Morgenmagazin". Für den Übergang sei aber auch blauer Wasserstoff nötig, also Erdgas, bei dem CO2 abgespalten und gespeichert werde. Das biete Norwegen an.
"Wir sind nicht in einer Lage, wo wir noch groß wählerisch sein können", sagte Habeck. "Dieses Erdgas zu dekarbonisieren und dann als Wasserstoff nach Deutschland zu holen, das ist der Sinn dieser Reise nach Norwegen."
Der Wirtschaftsminister führt am Donnerstag energiepolitische Gespräche in Oslo mit der norwegischen Regierung. Mit Regierungschef Jonas Gahr Störe will Habeck laut Bundeswirtschaftsministerium eine gemeinsame Erklärung zum Thema Wasserstoff unterzeichnen. Norwegen soll letztlich für Deutschland ein wichtiger Lieferant von grünem Wasserstoff werden.
Neben Wasserstoff stehen auch die bereits bestehende deutsch-norwegische Energiepartnerschaft mit Fokus auf Erdgas und die Sicherheit der Energieinfrastruktur auf der Agenda. Ein weiteres Thema, bei dem Norwegen eine Vorreiterrolle einnehmen will, ist die Abscheidung und Einspeicherung von klimaschädlichem Kohlendioxid (Carbon Capture and Storage). Dazu stehen Besuche bei Unternehmen in diesem Bereich an.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) forderte eine "fortschrittliche Energiepartnerschaft" statt einer "fossilen Rückwärtsrolle" und kritisierte die geplante Lieferung von blauem Wasserstoff. Dies gehe mit Erdgasförderung und fossiler Infrastruktur einher und "bindet Geld und Ressourcen, die dann bei grünen Technologien fehlen", kritisierte die Organisation.
Deutschland und Norwegen sollten vielmehr "gemeinsam große Offshore-Wind-Potenziale erschließen und grünen Strom sowie grünen Wasserstoff erzeugen", forderte die DUH. Sie erwarte von Habeck ein "klares Bekenntnis zu einer grünen Energiekooperation".
W.O.Ludwig--NZN