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Eine weit verbreitete Annahme über die Einzigartigkeit des menschlichen Körperwachstums könnte laut einer Studie von Forschenden aus Göttingen und Wien auf methodische Fehler und irrige Dateninterpretationen zurückzuführen sein. Wie das Deutsches Primatenzentrum (DPZ) Leibniz-Institut für Primatenforschung am Donnerstag in Göttingen mitteilte, kommt es bei Bonobos - und vermutlich auch bei anderen Affen - doch zu ausgeprägten schnellen Wachstumsschüben während der Pubertät.
Laut DPZ galt in Fachkreisen bislang als ausgemacht, dass nur der Mensch aus evolutionären Gründen ein spezielles Wachstumsmuster entwickelte, bei dem Kinder zunächst jahrelang sehr langsam an Größe und Gewicht zulegen und dann mit den Hormonumstellungen in der Pubertät schlagartig einen großen Sprung machen. Das Wachstum von Menschenaffen verläuft demnach viel gleichmäßiger.
Eine nun veröffentlichte Studie von Expertinnen und Experten des DPZ und der Universität Wien stellt diese Hypothese allerdings grundsätzlich in Zweifel: Demnach gibt es pubertäre Wachstumsschübe auch bei Bonobos und vermutlich anderen Affenarten. Diese wurden allerdings wegen methodischer Fehler bei der Analyse von Wachstumskurven nicht erkannt. Es sei zu "irreführenden Interpretationen" und einem Quasivergleich von "Äpfeln mit Birnen" gekommen.
Bei entsprechender skalenkorrigierter Betrachtung von Wachstumskurven lassen sich demnach nach Erkenntnissen der Forscherinnen und Forscher auch bei Bonobos sehr wohl massive Schübe nachweisen, die wiederum mit bestimmten Hormonspiegeln korrespondieren und dem von jugendlichen Menschen während der Pubertät bekannten Mustern ähneln. "Der Mensch ist diesbezüglich weniger außergewöhnlich als bisher gedacht", erklärte das Göttinger Primatenzentrum.
Die in der Fachzeitschrift "eLife" veröffentlichte Untersuchung basiert auf der Analyse der Daten von 258 in Zoos lebenden Bonobos. Bonobos sind eng mit Schimpansen verwandt und ähneln diesen äußerlich stark, unterscheiden sich von ihnen aber im Sozialverhalten deutlich. So übernehmen bei ihnen meist Weibchen die Gruppenführung, die Tiere sind zudem sehr friedlich. Bonobos und Schimpansen sind die am engsten mit dem Menschen verwandten Primaten.
J.Hasler--NZN