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Nach dem Auftauchen des "Hitler-Balkons" in einem Video der rechtspopulistischen FPÖ in Österreich sollen Sonderführungen den historisch belasteten Ort im Stadtzentrum von Wien entzaubern. Das Haus der Geschichte Österreich habe "einen gesellschaftlichen Bedarf" festgestellt, sagte dessen Direktorin Monika Sommer am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. Es brauche angesichts etlicher Fehlinformationen und Fehlinterpretationen in Online-Foren "auch Bildung".
Von dem Balkon der Neuen Burg am Wiener Heldenplatz aus verkündete der Diktator Adolf Hitler am 15. März 1938 in einer Rede den "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich. Der Balkon wird derzeit weder genutzt noch ist er für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Behörden begründen dies unter anderem mit Sicherheitsbedenken wegen seiner niedrigen Balustrade.
Dennoch tauchte der Balkon - in Wirklichkeit eine von neoklassizistischen Säulen flankierte Terrasse - kürzlich in einem PR-Video der FPÖ-Jugendorganisation auf, das in dem Alpenland für Empörung sorgte.
Darin ist zu sehen, wie junge FPÖ-Anhänger während eines an die NS-Zeit erinnernden Fackelzuges unter dem Balkon stehen und zu ihm hinaufschauen. Laut Sommer entschied sich ihr heute in dem Gebäude untergebrachtes Museum daraufhin, mehrere Sonderführungen über den Balkon ins Programm aufzunehmen. Die erste von bisher fünf geplanten Führungen am Donnerstag war demnach komplett ausgebucht.
Der Balkon wurde dem Museum jahrzehntelang tabuisiert. Das Haus der Geschichte dringt daher seit langem auf seine Öffnung. 2019 startete es eine Online-Ideensammlung für seine Zukunft. "Wir sollten es wagen, uns diesem Ort auf eine neue Art und Weise anzunähern", sagte Museumschefin Sommer der AFP. Ihn öffentlich zugänglich zu machen, etwa in Form von "angemeldeten Führungen", könnte ein Weg sein, zu seiner Entmystifizierung beizutragen.
Im kommenden Jahr finden in Österreich Nationalratswahlen statt. Die rechtspopulistische FPÖ könnte dabei stärkste Kraft werden - in Umfragen liegt sie derzeit vor der konservativen ÖVP und der zuletzt stark zerstrittenen sozialdemokratischen SPÖ.
O.Krasniqi--NZN