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Die Umweltschutzorganisation Transport & Environment hält angesichts der drohenden Lebensmittelknappheit durch den Ukraine-Krieg die Produktion von Biokraftstoffen für "unverantwortlich". Laut einer am Donnerstag veröffentlichten Studie wird "die große Mehrheit der in der EU verwendeten Biokraftstoffe" aus landwirtschaftlichen Erzeugnissen hergestellt, die auch als Lebensmittel dienen könnten. Da Russland und die Ukraine wegen des Kriegs als "wichtige Lieferanten von Grundnahrungsmitteln" auszufallen drohten, dürften die Erzeugnisse nicht mehr für die Spriterzeugung verwendet werden.
Die Umweltschützer stellten fest, dass 78 Prozent der Rohstoffe für Biodiesel Öle sind, die aus Raps, Palmen, Soja und Sonnenblumen gewonnen werden. Bei Bioethanol stammen demnach sogar 96 Prozent aus landwirtschaftlichen Erzeugnissen. In Europa würden "täglich 10.000 Tonnen Weizen" - umgerechnet 15 Millionen Laib Brot - zu Ethanol für Autos verarbeitet, berechnete die Organisation.
Während Europa sich bei Weizen nahezu komplett selbst versorgt, würden rund 22 Prozent des Maises importiert, hauptsächlich aus der Ukraine. Während Europa aber in der Lage sein werde, die drohenden Ausfälle zu bewältigen, "könnten einige wirtschaftlich schwächere Länder dies angesichts des Preisanstiegs nicht schaffen", betonte Transport & Environment.
Damit schloss sich die Organisation den Warnungen von Entwicklungshelfern weltweit an, die vor Hungersnöten und politischer Instabilität in zahlreichen ärmeren Ländern warnen. Transport & Environment erinnerte daran, dass Russland und die Ukraine zusammen "etwa ein Viertel des weltweit verkauften Weizens und der Gerste, 15 Prozent des Maises und über 60 Prozent des Sonnenblumenöls" liefern. Die Organisation warnte vor einer Kettenreaktion, bei der es für Entwicklungsländer immer schwieriger würde, dringend benötigte Nahrungsmittel zu importieren.
Zusammen mit einem Dutzend anderer Organisationen forderte Transport & Environment "die nationalen Regierungen auf, die Verwendung von Rohstoffen aus Nahrungs- und Futterpflanzen in Biokraftstoffen sofort zu stoppen". Sie wandten sich gleichzeitig gegen Pläne der EU-Kommission, "für die biologische Vielfalt reservierte Gebiete für die Nahrungsmittelproduktion zu öffnen", bevor alle anderen Optionen ausgeschöpft sind. Die EU erwägt den Einsatz von Brachflächen, um die durch den Krieg in der Ukraine verursachten Produktionsverluste auszugleichen.
Der Umweltnutzen von Biokraftstoffen war schon vor dem Ukraine-Krieg umstritten, da für die Produktion riesige Flächen in Monokulturen für Mais und andere Energiepflanzen umgewandelt werden, was die Artenvielfalt bedroht.
M.Hug--NZN