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In Großbritannien drohen den größten Wasserversorgern des Landes Strafzahlungen in Millionenhöhe, weil sie "routinemäßig" Abwasser in Flüsse und Meere geleitet haben sollen. Die Wasserregulierungsbehörde Ofwat sprach sich am Dienstag dafür aus, gegen die Unternehmen Thames Water, Yorkshire Water und Northumbrian Water eine Geldstrafe von insgesamt 168 Millionen Pfund (rund 195 Millionen Euro) zu verhängen, da diese bei der Entsorgung von Abwässern versagt hätten.
Mit 104 Millionen Pfund soll der landesweit größte Versorger Thames Water den größten Teil der Strafe tragen. Yorkshire Water droht eine Geldstrafe von 47 Millionen und Northumbrian Water von 17 Millionen Pfund.
Die Ofwat warf den drei Unternehmen insbesondere Versäumnissen bei ihren Kläranlagen und -systemen vor. Dies habe etwa zu einem übermäßigen Austritt von Abwässern aus Regenüberläufen geführt, erklärte Ofwat-Chef David Black. Eine Untersuchung der Behörde habe gezeigt, wie die Versorger "routinemäßig Abwässer in unsere Flüsse und Meere eingeleitet haben, anstatt sicherzustellen, dass dies nur unter außergewöhnlichen Umständen geschieht, wie es das Gesetz vorsieht".
Die britischen Wasserversorger stehen derzeit angesichts der Verschmutzung von Flüssen und anderen Gewässern unter verschärfter Beobachtung, unter anderem durch die neue Labour-Regierung und Umweltschützer. Zugleich haben sich enorme Investitionen aufgestaut. Große Teile des Abwassersystems stammen noch aus viktorianischer Zeit.
Innerhalb des Systems sind für Notableitungen ins Meer und in Flüsse, etwa bei Stürmen, Ventile vorgesehen. Ein Problem ist allerdings, dass diese auch über ihren ursprünglichen Zweck hinaus eingesetzt werden. Dies führt zu einer Verschmutzung der Küste und der Wasserstraßen durch massive Abwassereinleitungen im ganzen Land. Schon seit Jahren stehen die britischen Behörden deshalb unter Druck, hier Abhilfe zu schaffen.
Thames Water, das rund 15 Millionen Menschen in London und entlang der Themse versorgt, kämpft indes damit, sich finanziell über Wasser zu halten. Das Unternehmen ist hoch verschuldet. Schon seit Monaten nährt die prekäre Lage des Konzerns Spekulationen über die Notwendigkeit eines möglicherweise sehr kostspieligen öffentlichen Rettungsplans, falls das Unternehmen die notwendige private Finanzierung nicht auftreiben kann.
Erfreut über das härtere Vorgehen gegen die Versorger zeigte sich die Umweltschutzorganisation Greenpeace. "Es ist gut zu sehen, dass dieser kriminelle Sektor endlich den Preis für die jahrelange Umweltverschmutzung zahlt", erklärte sie und fügte hinzu, dass es jetzt "von entscheidender Bedeutung" sei, dass die Ofwat ein Verbot von Dividenden und Boni bei den Versorgern umsetze. Die Regierung solle "den Regulierungsbehörden ihre volle Unterstützung für zusätzliche Ressourcen geben" und "anerkennen, dass die Privatisierung dieser wichtigen Industrien gescheitert ist", forderte Greenpeace.
X.Blaser--NZN