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Die geplante Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro pro Stunde wird laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung nur geringe Auswirkungen auf die Inflation und die Beschäftigung haben. Die Teuerungsrate dürfte zur Jahresmitte 2023 kurzfristig um etwa 0,25 Prozentpunkte höher liegen als es ohne die Mindestlohnerhöhung der Fall wäre, erklärte die gewerkschaftsnahe Stiftung am Freitag.
Für die Studie errechneten Expertinnen und Experten des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) und des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Böckler-Stiftung die möglichen Auswirkungen der Mindestlohnerhöhung auf Inflation und Beschäftigung. Grundlage für die Berechnungen war eine angenommene Umsetzung der Mindestlohnerhöhung zum 1. Oktober 2022.
Die um 0,25 Prozentpunkte erhöhte Inflationsrate sei vergleichsweise gering, erklärten die Forscher. So habe beispielsweise die zeitweise Absenkung der Mehrwertsteuer im Corona-Jahr 2020 zu einer deutlich spürbareren Schwankung von rund einem Prozentpunkt geführt.
Die Simulationsergebnisse zeigen den Forschern zufolge auch keine relevanten negativen Effekte auf die Beschäftigung. Da durch die Mindestlohnerhöhung jedoch gleichzeitig die Einkommenssituation von "Millionen von Menschen verbessert wird, ist diese Anhebung nicht nur aus einem sozialpolitischen, sondern auch aus einem makroökonomischen Blickwinkel zu begrüßen", erklärten die Forscher weiter.
Theoretisch könnte eine Mindestlohnerhöhung laut den Experten auf verschiedenen Wegen die Inflation beeinflussen: So könne beispielsweise die Konsumnachfrage steigen und so zu steigenden Verbraucherpreisen führen. Die Unternehmen könnten die Lohnerhöhungen außerdem als Argument nutzen, um die eigenen Preise zu erhöhen.
Langfristig müssten jedoch auch die Auswirkungen der Mindestlohnerhöhung auf die Produktivität und das Arbeitsangebot berücksichtigt werden, erklärten die Forscher - diese wirkten demnach wiederum inflationshemmend.
Auch wenn die Erhöhung des Mindestlohns zu Lohnerhöhungen in anderen Einkommenssegmenten führen würde, wäre laut den Experten maximal mit einer Zunahme der Inflation um 0,3 bis 0,4 Prozentpunkte zu rechnen. "Selbst diese Größenordnung wäre aufgrund des temporären Charakters noch als moderat anzusehen und bedarf keiner geldpolitischen Reaktion", erklärten die Forscher. Die Angst vor einer durch die Mindestlohnerhöhung ausgelösten Lohn-Preis-Spirale erscheine deshalb "unbegründet", schlussfolgerten sie.
G.Kuhn--NZN