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Papst Franziskus hat bei seinem Besuch in Belgien scharfen Gegenwind bekommen: Nach Kritik von König Philippe und Regierungschef Alexander De Croo an der schleppenden Aufklärung von Missbrauchsfällen versicherte der Papst am Sonntag in seiner Abschlussmesse, es gebe in der katholischen Kirche "keinen Platz für Missbrauch" und "keinen Platz für das Vertuschen von Missbrauch". Für Kritik sorgten Äußerungen des 87-jährigen Kirchenoberhaupts zur Rolle von Frauen in der katholischen Kirche.
Bei der Freiluft-Messe in einem Brüsseler Fußballstadion berichtete der Papst vor knapp 40.000 Gläubigen von einem Treffen mit 17 Opfern sexueller Gewalt am Freitag. Er habe den Betroffenen "zugehört" und ihren "Schmerz" gespürt, sagte Franziskus in seiner Predigt. Dann richtete er eine Bitte an alle Bischöfe: "Vertuschen Sie den Missbrauch nicht. Verurteilen Sie die Täter und helfen Sie ihnen, sich von der Krankheit des Missbrauchs zu heilen."
"Das Böse darf nicht versteckt werden", forderte der Papst. "Das Böse muss an die Öffentlichkeit gebracht werden, es muss bekannt werden." Alle Täter müssten verurteilt werden, "egal ob Laie, Priester oder Bischof".
Das Thema Missbrauch hatte den dreitägigen Belgien-Besuch des Papstes stark dominiert. Bei einem Empfang des Papstes am Freitag auf Schloss Laeken bei Brüssel kam König Philippe in seiner Begrüßungsansprache nach einer kurzen Einleitung direkt auf den "abscheulichen Missbrauch" von Kindern und Erwachsenen durch Kleriker zu sprechen. Es habe "viel zu lange gedauert", bis die Hilferufe der Opfer gehört worden seien, kritisierte der Monarch.
Der scheidende Regierungschef De Croo sagte, die vielen Fälle von Missbrauch hätten das Vertrauen in die katholische Kirche schwer beschädigt. "Worte reichen nicht aus, es müssen konkrete Schritte unternommen werden", forderte der liberale Politiker. Die Kirche müsse die "Verbrechen" anerkennen.
Viele Geschädigte erwarten neben einer uneingeschränkten Anerkennung ihres Leids auch Entschädigungszahlungen, wie eine Opfergruppe bereits Anfang September in einem offenen Brief an Franziskus geschrieben hatte. Das belgische Parlament hatte zudem am Donnerstag einen neuen Untersuchungsausschuss auf den Weg gebracht. Er soll die Vergehen des früheren Bischofs von Brügge untersuchen, den der Papst im März aus dem Klerikerstand entlassen hatte.
Der frühere Bischof Roger Vangheluwe hatte sein Kirchenamt in Brügge bereits 2010 niedergelegt, nachdem bekannt geworden war, dass er einen seiner Neffen jahrelang sexuell missbraucht hatte. Danach kamen weitere Fälle ans Licht. Vor rund einem Jahr rüttelte zudem eine vierteilige Fernsehdokumentation unter dem Titel "Gottvergessen" Belgien auf. Darin äußerten sich erstmals viele Opfer von Übergriffen durch Kleriker.
Gegenwind bekam der Papst auch nach einem Besuch der Katholischen Universität Löwen am Samstag. Die Hochschule, die 2025 den 600. Jahrestag ihres Bestehens feiert, brachte im Anschluss offiziell ihr "Unverständnis und Missfallen" über die Haltung des Kirchenoberhaupts zur Rolle von Frauen in der katholischen Kirche zum Ausdruck.
Bei einem Treffen mit Studierenden in Löwen war ein Brief an den Papst verlesen worden, in dem es um Klima- und Umweltschutz, aber auch um Gleichstellung ging. Studentinnen befragten Franziskus zur historischen Verantwortung der Kirche für die Schlechterstellung und Diskriminierung von Frauen. "In der gesamten Kirchengeschichte wurden Frauen unsichtbar gemacht", hieß es in dem Schreiben. "Welchen Platz haben Frauen in der Kirche?"
Franziskus antwortete, dass die Kirche weiblich sei - das italienische Wort für Kirche, "Chiesa", sei schließlich ein weibliches Substantiv. "Eine Frau ist im Volk Gottes eine Tochter, eine Schwester, eine Mutter", sagte er und fügte hinzu, Weiblichkeit stehe für "fruchtbare Aufnahme, Fürsorge und lebensspendende Hingabe".
Studierende und Beschäftigte der Uni reagierten entsetzt. Der Professor Jean-Pascal van Ypersel sagte, Franziskus sei "der Situation nicht gewachsen" gewesen. "Wir sind wirklich schockiert", sagte die Studentin Valentine Hendrix. Der Papst reduziere Frauen "auf die Rolle von Gebärenden, Müttern und Ehefrauen" - also auf all das, "wovon wir uns emanzipieren wollen."
L.Rossi--NZN