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Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn (DB) und der Bund haben grünes Licht für den geplanten Verkauf der profitablen Bahn-Tochter Schenker gegeben. Der Aufsichtsrat stimmte am Mittwoch in einer Sondersitzung mehrheitlich dafür, dass Schenker für über 14 Milliarden Euro an den dänischen Logistikkonzern DSV veräußert werden soll. Die Gewerkschaft EVG, die dagegen stimmte, kritisierte das jedoch scharf und bezeichnete den Verkauf als "schweren strategischen Fehler".
Der Verkauf von Schenker sei ein "wichtiger Meilenstein für die DB, um sich konsequent auf die Sanierung der Schieneninfrastruktur im Inland sowie den Betrieb eines klimafreundlichen Personen- und Güterverkehrs in Deutschland und Europa zu konzentrieren", erklärte der Bahn-Aufsichtsratsvorsitzende Werner Gatzer. Schenker erhalte mit DSV einen "starken strategischen Eigentümer", führte Bahn-Chef Richard Lutz aus.
Nach Angaben der Bahn umfasst der Kaufvertrag 14,3 Milliarden Euro, zuzüglich der erwarteten Zinserträge bis zum Vollzug der Übernahme ergeben sich bis zu 14,8 Milliarden Euro. Die Bahn hat zugesagt, den Erlös in den Abbau ihrer Schulden zu stecken, die sich auf über 30 Milliarden Euro summieren. Neben dem Aufsichtsrat stimmte auch der Bund wie erforderlich der Transaktion zu, sie soll nun nach dem Erhalt aller regulatorischen Genehmigungen im Laufe des kommenden Jahres abgeschlossen werden.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) begrüßte den Beschluss als "notwendig" für die Bahn ebenso wie für Schenker. Nun müsse es um die "zügige und gründliche Umsetzung der Konzernsanierungsstrategie" der Deutschen Bahn gehen.
Die Vertreter der Gewerkschaft EVG stimmten hingegen nicht zu und kritisierten das Votum scharf. "Im Aufsichtsrat haben wir nochmals unsere grundsätzlichen Argumente gegen den Verkauf von Schenker dargelegt und deutlich gemacht, welchen Vorteil der Erhalt von Schenker im Systemverbund Bahn hätte", erklärte EVG-Chef Martin Burkert nach der Sitzung.
"Leider wurden wir als Arbeitnehmerseite von Eigentümern und Arbeitgebern überstimmt." Nun müsse es ein klares Bekenntnis dafür geben, dass die Erlöse aus dem Verkauf tatsächlich zur Schuldentilgung bei der Bahn verwendet werden.
Die Deutsche Bahn hatte den Verkaufsprozess für Schenker bereits kurz vor Weihnachten im vergangenen Jahr gestartet - es gab zunächst sehr viele Bieter. DSV habe sich mit dem "eindeutig wirtschaftlich vorteilhaftesten Angebot durchgesetzt", erklärte die Deutsche Bahn schließlich. Zuletzt mitgeboten hatte auch der Finanzinvestor CVC.
Die Gewerkschaften treibt vor allem auch die Sorge nach den Arbeitsplätzen um. Mit der Übernahme ist ein Abbau von Stellen verbunden - wie viele genau, ist noch offen. Vereinbart wurde nach Angaben der Bahn, dass die Arbeitsplätze für einen Zeitraum von zwei Jahren nach Abschluss des Verkaufs geschützt sind. Der EVG reicht das nicht aus, es drohe ein "massiver Stellenabbau". Das sei "nicht akzeptabel".
Auch die Gewerkschaft Verdi zeigte sich mit Blick auf die Jobsituation besorgt und forderte, den Erhalt von Arbeitsplätzen und Mitbestimmung in dem Unternehmen. Da sei nun der DSV-Konzern "in der Pflicht". Nach den monatelangen Diskussionen im Verkaufsprozess seien die Beschäftigten "nachvollziehbar verunsichert". Sie bräuchten Klarheit und Sicherheit, dass ihre Jobs erhalten bleiben, außerdem müsse DSV "dauerhaft tarifgebunden sein".
Bei Schenker arbeiten weltweit rund 72.700 Menschen, der Betriebsgewinn betrug im vergangenen Jahr 1,1 Milliarden Euro. Den Verkauf der profitablen Sparte bezeichnete Lutz kürzlich als die "größte Transaktion in der Geschichte der DB".
T.Furrer--NZN