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Im Tarifstreit bei Boeing hat der US-Flugzeugbauer die Gespräche mit der Gewerkschaft IAM ausgesetzt und sein Angebot zurückgenommen. Die Arbeitnehmer stellten "unverhandelbare Forderungen, die weit über das hinausgehen, was akzeptiert werden kann", erklärte der Konzern am Dienstag (Ortszeit) zur Begründung. Die Streiks dauerten unterdessen an - eine Verhandlungslösung ist vorerst nicht in Sicht.
Weitere Gespräche seien zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sinnvoll "und unser Angebot wurde zurückgezogen", fuhr Boeing fort. Es war bereits die dritte Verhandlungsrunde, seit Mitte September rund 33.000 Boeing-Mitarbeiter in der Region Pacific Northwest rund um die US-Metropole Seattle ihre Arbeit niedergelegt hatten. Wegen des Streiks kam die Montage der Boeing-Maschinen 737 Max und 777 praktisch zum Erliegen.
Zuvor hatte es bei Boeing zum letzten Mal 2008 einen Streik gegeben, er dauerte damals 57 Tage. Seitdem galt auch der Tarifvertrag, der im September auslief und um dessen Nachfolgeregelung schon seit Monaten zwischen der Unternehmensführung und der Gewerkschaft IAM gerungen wird. Die Forderungen der Belegschaft, um die Verluste der vergangenen Jahre aufzuholen, sind groß: 40 Prozent mehr Geld und die Wiedereinführung von Pensionssystemen.
Boeing bot in dem Tarifstreit zunächst 25 Prozent mehr Lohn gestreckt über mehrere Jahre und versprach, dass das für 2035 erwartete neue Boeing-Modell ebenfalls in der Region Seattle gebaut wird. Später legte Boeing nach und bot unter anderem 30 Prozent mehr Geld und höhere Prämienzahlungen. Für die dritte Runde verbesserte Boeing nach eigenen Angaben sein Angebot erneut, unter anderem bei den Pensionsbeiträgen.
"Leider hat die Gewerkschaft diese Vorschläge nicht ernst genommen", teilte Boeing nun mit. Stattdessen habe sie es vorgezogen, an ihren Forderungen festzuhalten, die jedoch unerfüllbar seien, sofern Boeing "wettbewerbsfähig bleiben will". Sollte die IAM bereit sein, über ein Abkommen zu sprechen, "das unsere Angestellten respektiert und die Zukunft unseres Unternehmens sichert", seien neue Gespräche möglich.
"Wir werden unsere Forderungen durchsetzen", erklärte die IAM in einer Reaktion auf den Abbruch der Verhandlungen. Boeing habe sich geweigert, weitere Gehaltserhöhungen oder Verbesserungen bei der Rentenzahlung anzubieten, kritisierte die Gewerkschaft. Sie kündigte an, kommende Woche mit einer Umfrage unter ihren Mitgliedern die Prioritäten für die weiteren Verhandlungen festzulegen. "Wir stehen vereint zusammen", zeigte sich die IAM kämpferisch.
Der Flugzeugbauer hatte in den vergangenen Jahren zahlreiche Probleme, die auch die Sicherheit seiner Maschinen betraf. Auch deshalb ist der Konzern finanziell angeschlagen. Der Streik könnte das Unternehmen nun weiter erheblich schwächen.
Die Ratingagentur S&P versah am Dienstag bereits die Kreditwürdigkeit des Unternehmens mit einem negativen Ausblick. Der Streik gehe in die vierte Woche, was das finanzielle Risiko für Boeing erhöhe, hieß es zur Begründung. Damit droht dem Unternehmen, das nun mit "BBB-" bewertet wird, die Herabstufung auf das Niveau von spekulativen Anleihen.
L.Rossi--NZN