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Indien trauert um den langjährigen Chef der Tata-Unternehmensgruppe. Ratan Tata starb am Mittwoch im Alter von 86 Jahren. Er hatte das Familienunternehmen seit den 1990er Jahren in einen international erfolgreichen Mischkonzern verwandelt - mit Unternehmen in Bereichen wie Chemie, Telekommunikation oder der Autoindustrie. Die Finanzmetropole Mumbai, Hauptsitz der Tata Group, rief am Donnerstag einen offiziellen Tag der Trauer aus.
"Ein Titan der indischen Industrie", titelte die Zeitung "The Hindu". "Indien verliert sein Kronjuwel", war bei der "Hindustan Times" zu lesen. Tatas in eine indische Flagge gehüllter Sarg wurde von einer Ehrengarde flankiert und unter Begleitung einer Marschkapelle durch Mumbai getragen. Indiens Regierungschef Narendra Modi nannte Tata eine "visionäre" Führungskraft, "mitfühlende Seele" und einen "außergewöhnlichen Menschen".
Tata, geboren im Jahr 1937, stammt aus einer alten indischen Dynastie von Industriellen aus der Volksgruppe der Parsen, die in Indien unter britischer Herrschaft zu großem Einfluss gekommen war. Als junger Mann fasste er nach seinem Studium in New York eine Karriere als Architekt ins Auge. Auf Bitten seiner Großmutter ging er jedoch 1962 zurück nach Indien und stieg im Familienunternehmen ein.
Er übernahm das Unternehmen 1991 in einer Zeit radikaler marktwirtschaftlicher Reformen im Land. Ein nationaler Großkonzern mit bedeutenden Aktivitäten etwa in der Stahl- und Chemieproduktion bis hin zum Handel mit Salz und Tee war die Tata Group schon damals. Ratan Tata setzte konsequent auf eine internationale Expansion.
In Europa sorgte besonders seine Entscheidung aus dem Jahr 2008, die kriselnden britischen Automobilhersteller Jaguar und Land Rover für 2,3 Milliarden Dollar zu kaufen, für Aufsehen. Der Tata Group gelang es, beide Marken zu restrukturieren und im folgenden Jahr wieder in die Gewinnzone zu bringen. 2012 zog sich Ratan Tata von der Unternehmensführung zurück.
"Mit einem tiefen Gefühl des Verlustes verabschieden wir uns von Herrn Ratan Naval Tata, einer wahrhaft außergewöhnlichen Führungspersönlichkeit, deren unermessliche Beiträge nicht nur die Tata-Gruppe, sondern auch das Gefüge unserer Nation geprägt haben", erklärte der Vorsitzende des Konzerns, Natarajan Chandrasekaran, am Mittwochabend.
Die philanthropische Arbeit Tatas habe "das Leben von Millionen" berührt, erklärte die Tata-Gruppe weiter. "Von der Bildung bis zur Gesundheitsversorgung haben seine Initiativen tiefgreifende Spuren hinterlassen, von denen kommende Generationen profitieren werden."
"Ich habe fast zehn Jahre lang direkt mit ihm zusammengearbeitet", sagte der Tata-Mitarbeiter, Abdul Khan, der Nachrichtenagentur AFP. "Er hat einen Weg vorgezeichnet, der in Indien seinesgleichen sucht. Er hat Indien und die indische Marke wirklich zu einer weltweiten Referenz gemacht".
A.Weber--NZN