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Mehrere Verbände haben wegen der explodierenden Energiekosten vor Mietschulden durch hohe Nachzahlungen gewarnt. "Vor allem bei Haushalten mit geringem Einkommen wird das finanziell stark ins Gewicht fallen", sagte die Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung, Ines Moers, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagsausgaben). Ärmere Haushalte hätten oftmals bereits in der Pandemie "ihr weniges Erspartes aufgebraucht".
"Sie haben keine Reserven mehr für den Fall, dass bald üppige Nachzahlungen kommen", sagte sie und warnte: "Für diese Haushalte wird es extrem reinhauen." Zur Nachzahlung bei der Jahresabrechnung komme später ein höherer monatlicher Abschlag für die Folgezeit hinzu. "Das wird für viele Menschen zu einer erheblichen finanziellen Mehrbelastung werden", sagte Moers. Sie betonte, die Nachfrage nach Hilfsangeboten der Schuldnerberatungen seit zuletzt bereits erheblich gestiegen.
Auch der Eigentümerverband Haus&Grund warnte vor Mietschulden wegen steigender Energiekosten. "Ein Ende der stark steigenden Energiekosten ist nicht in Sicht. Nachzahlungen sind unumgänglich, falls sich Mieter und Vermieter nicht auf eine Anpassung der Vorauszahlungen einigen", sagte der Verbandsdirektor von Haus&Grund Rheinland Westfalen, Erik Uwe Amaya, der "Rheinischen Post" (Montagsausgabe). "Sonst ist zu befürchten, dass es zu Mietschulden kommen wird. Konsequenz können Kündigungen sein", warnte er.
Amaya versprach Kulanz der Vermieter: "Die privaten Vermieter haben während der Corona-Krise gezeigt, dass sie den Mietern in besonderen Situationen Mietsenkungen oder Stundungen anbieten."
Der Deutsche Mieterbund (DMB) forderte indessen Hilfe vom Bund. "Vor allem für Haushalte mit unterdurchschnittlichen Einkommen, die zugleich öfter in schlecht isolierten Wohnungen leben, wird eine größere Entlastung benötigt", erklärte der DMB-Chef für Nordrhein-Westfalen, André Juffern. "Das Energiepaket federt nur einmalig und teilweise die entstehenden Kosten ab. Der Heizkostenzuschuss muss mindestens verdoppelt werden", forderte er der "Rheinischen Post" gegenüber. Außerdem müsse sichergestellt werden, dass für Hartz-IV-Bezieher im Rahmen der Unterkunftskosten-Übernahme auch die realen Kosten berücksichtigt werden.
Der Verschuldungsexperte Patrik-Ludwig Hantzsch von der Auskunftei Creditreform rechnete wegen der hohen Preise mit einem Anstieg der Privatinsolvenzen. "Wir werden in den kommenden Monaten immense Probleme mit der steigenden Inflation bekommen, die die Überschuldungslage deutlich verschärfen wird und für mehr Privatinsolvenzen sorgt", sagte Hantzsch den Funke-Zeitungen. "Die Verteuerung vieler Produkte wird Opfer fordern."
Niedriglöhner, prekäre Beschäftige und Familien mit Kindern würden ganz besonders unter Kostendruck geraten. "Einigen wird es das Genick brechen", sagte der Wirtschaftsforscher. Auch Soloselbstständige würden erhebliche Probleme bekommen. Laut Hantzsch gelten aktuell in Deutschland mehr als drei Millionen Haushalte als überschuldet.
A.Weber--NZN