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Die schwache Konjunktur macht sich zusehends auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar: Die Arbeitslosenquote stieg im Jahr 2024 auf 6,0 Prozent, die Zahl der Arbeitslosen nahm im Jahresdurchschnitt um 178.000 auf knapp 2,8 Millionen zu. Experten erwarten, dass die Zahl in diesem Jahr weiter steigen wird. Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger forderte eine "Wende" in der Arbeitsmarktpolitik: "Hohe Teilzeitquoten und teure Frühverrentungsanreize" könne sich das Land nicht leisten.
Die Arbeitslosenquote stieg nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) im Verlauf des Jahres 2024 um 0,3 Prozentpunkte im Vorjahresvergleich auf nun 6,0 Prozent. BA-Chefin Andrea Nahles erklärte, die wirtschaftliche Stagnation habe "zunehmend tiefere Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen". Sie betonte aber gleichzeitig, dass der Arbeitsmarkt sich "alles in allem" im Kern weiterhin behaupte. Auf längere Sicht betrachtet, bewege sich die Arbeitslosigkeit auf einem "vergleichsweise niedrigen Niveau".
Das Bundesarbeitsministerium von Hubertus Heil (SPD) hob hervor, dass das Jahr 2024 mit einer Beschäftigung auf Rekordniveau endete. Zugleich allerdings wachse die Arbeitslosigkeit, erklärte Staatssekretär Rolf Schmachtenberg. Die Regierung wolle Arbeitsplätze, die gefährdet sind, sichern: "Qualifizierung und Förderung von Weiterbildung in der Kurzarbeit sind dafür die arbeitsmarktpolitischen Instrumente."
Die Bundesregierung hatte Mitte Dezember die Bezugsdauer für Kurzarbeitergeld von bisher zwölf auf nun 24 Monate verdoppelt. Die Kurzarbeiterzahl nahm laut Schätzung der BA von 241.000 im Jahr 2023 auf rund 320.000 im Jahr 2024 zu.
Im Monat Dezember 2024 wuchs die Zahl der Arbeitslosen um 33.000 auf leicht über 2,8 Millionen, wie die BA mitteilte. Die Quote betrug damit wie im Gesamtjahr 6,0 Prozent - im Vergleich zum Vormonat November war das ein Anstieg um 0,1 Prozentpunkte. Im Dezember beginne die Winterpause am Arbeitsmarkt, die Zunahme der Arbeitslosigkeit sei in dem Monat üblich, erklärte Nahles.
Arbeitgeberpräsident Dulger warnte, in diesem Jahr drohe die Überschreitung der Marke von drei Millionen Arbeitslosen. Nötig sei eine Arbeitsmarktpolitik, "die Arbeit fördert und nicht Arbeitslosigkeit unterstützt". Neben Teilzeitquoten und Frühverrentungsanreizen forderte Dulger in der Grundsicherung "mehr Fordern und die richtigen Anreize". Ins "politische Hauptmenü" müssten flexiblere Wochenarbeitszeiten und mehr Netto vom Brutto. "Damit steigern wir den Appetit, länger zu arbeiten und mehr zu leisten."
Auch der Arbeitsmarktexperte der staatlichen Förderbank KfW, Martin Müller, rechnet mit weiter steigenden Arbeitslosenzahlen in diesem Jahr. "Durch die Rezession im Jahr 2020 und die hartnäckige Konjunkturflaute ist die Arbeitslosigkeit in den letzten Jahren wieder beträchtlich gestiegen", erläuterte er. Seit dem letzten Tiefstand im November 2019 habe die Zahl der Arbeitslosen um 627.000 zugenommen, das entspreche einem Anstieg um 29 Prozent.
Er schlug als "Gegenmittel" vor allem Qualifizierung und Integration von Zuwandernden vor. Geringqualifizierte ohne Berufsabschluss hätten es bei der Arbeitssuche oft schwer. Denn Deutschland sei ein Hochlohnland, das gelte auch für den unteren Rand der Lohnhierarchie.
F.Schneider--NZN