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Nach einem Verlust des Arbeitsplatzes verschlechtern sich laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) schon innerhalb des ersten Jahres die materiellen und sozialen Teilhabechancen deutlich. Dabei seien Menschen mit geringen bis mittleren Qualifikationen "stärker von den negativen Auswirkungen der Arbeitslosigkeit betroffen als höher Qualifizierte", erklärte das IAB am Freitag.
In der Studie fanden die IAB-Forscherinnen Laura Pohlan und Stefanie Gundert demnach nicht nur heraus, dass es Betroffenen nach einem Jobverlust schwerer fällt, unerwartete Ausgaben zu bewältigen, sondern auch, dass sie aus finanziellen Gründen häufiger als zuvor auf Aktivitäten wie Kino- oder Theaterbesuche oder die Bewirtung von Freunden zu Hause verzichten.
Außerdem beurteilen Menschen, die ihren Job verloren haben, ihre Fähigkeiten im Umgang mit schwierigen Situationen etwas weniger optimistisch und die eigene gesellschaftliche Position geringer als zuvor. Auch das individuelle Wohlbefinden verschlechtert sich: Befragte, die arbeitslos geworden sind, berichten laut der Studie zunehmend von seelischen Problemen wie Angst, Niedergeschlagenheit oder Reizbarkeit. Darüber hinaus sinkt die Lebenszufriedenheit deutlich und das soziale Zugehörigkeitsgefühl der Betroffenen nimmt ab.
"Dass sich in dieser relativ kurzen Zeitspanne negative Effekte in mehreren Teilhabedimensionen abzeichnen, ist bemerkenswert", erklärte IAB-Forscherin Pohlan. Denn von Teilhabe ausgeschlossen zu werden, sei ein Prozess, der sich mit der Zeit verstärken und mehr und mehr Lebensbereiche erfassen könne.
"Eine schnelle und nachhaltige Reintegration in den Arbeitsmarkt erscheint daher besonders effektiv, um dauerhaften Einschränkungen in der materiellen und sozialen Teilhabe vorzubeugen und entgegenzuwirken", fügte Mitautorin Gundert hinzu.
Bei den negativen Folgen eines Jobverlustes gibt es laut der Studie allerdings Unterschiede: Während Menschen mit geringer bis mittlerer Qualifikation ihren sozialen Status nach einem Arbeitsplatzverlust geringer einschätzten als zuvor, sei dies "bei Personen mit höheren Qualifikationen nicht der Fall", erklärte das IAB. Außerdem nehme die Lebenszufriedenheit der höher Qualifizierten nach dem Jobverlust weniger stark ab als bei Menschen mit geringerem Qualifikationsniveau.
Die Studie basiert auf Datensätzen, die das IAB seit 2007 jährlich für die Arbeitsmarkt- und Armutsforschung erhebt. Ausgewertet wurden für den Zeitraum bis 2018 die Daten von Menschen, die an mindestens zwei aufeinanderfolgenden Befragungen teilgenommen hatten und zum ersten Befragungszeitpunkt zwischen 18 und 64 Jahren alt und abhängig beschäftigt waren.
W.O.Ludwig--NZN