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Angetrieben durch die Energiepreise ist die Inflation in Deutschland im Januar erneut kräftig gestiegen: Verglichen mit dem Vorjahresmonat kletterten die Verbraucherpreise im ersten Monat des neuen Jahres um 4,9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Freitag mitteilte. Damit bestätigten es seine erste Schätzung. Die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher hierzulande blicken einer Umfrage zufolge mit Sorge auf ihre Heizkostenabrechnung.
Die Inflation schwächte sich im Januar zwar leicht ab - im Dezember hatte sie mit 5,3 Prozent den höchsten Wert seit fast 30 Jahren erreicht. "Sie bleibt aber auf einem hohen Stand", erklärte der Präsident des Statistischen Bundesamts, Georg Thiel. Verglichen mit dem Vormonat stiegen die Verbraucherpreise im Januar um 0,4 Prozent.
Einen hohen Einfluss auf die Inflation haben laut Statistik weiterhin Lieferengpässe und Preissteigerungen bei Vorprodukten sowie die Energiepreise: Diese zogen binnen Jahresfrist um 20,5 Prozent an. Ohne den Einfluss der Energie hätte die Inflationsrate im Januar bei 3,2 Prozent gelegen.
Die Kraftstoffpreise erhöhten sich um 24,8 Prozent, leichtes Heizöl um 51,9 Prozent, Erdgas um 32,2 Prozent und Strom legte um 11,1 Prozent zu. Darauf hatten auch die höhere CO2-Abgabe sowie gestiegene Netzentgelte beim Strom einen Einfluss.
In einer Umfrage unter 1007 Erwachsenen im Auftrag des Portals Verivox sagten rund 80 Prozent der Befragten, dass sie sich "sehr" oder "ein wenig" Sorgen wegen der Heizkostenabrechnung machen. Demnach fordern 37 Prozent der Befragten einen staatlichen Heizkostenzuschuss unabhängig vom Einkommen. Die Regierung hatte Anfang Februar einen einmaligen Heizkostenzuschuss für Bedürftige auf den Weg gebracht. Das Geld ist für Wohngeld- und Bafög-Empfänger vorgesehen und soll im Sommer ausgezahlt werden.
Auch Nahrungsmittel wurden im Januar deutlich teurer, wie das Statistikamt weiter mitteilte - die Preise stiegen hier um 5,0 Prozent. Spürbar war das vor allem bei frischem Gemüse (plus 8,3 Prozent) sowie Molkereiprodukten und Butter (plus 6,3 Prozent).
Die Nettokaltmieten - ein großer Posten an den Konsumausgaben der privaten Haushalte - verteuerten sich um 1,4 Prozent und dämpften somit die Gesamtteuerung. Dagegen erhöhten sich einige Dienstleistungspreise deutlich, etwa die Wartung und Reparatur von Wohnungen und Wohnhäusern (plus 9,4 Prozent) sowie von Fahrzeugen (plus 4,9 Prozent).
Der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien, warnte, beim Preis für Erdgas sei "bisher noch keine Entspannung abzusehen". Sollte es nicht zu einer "schnellen Entspannung im Ukraine-Konflikt und infolge zu einem Rückgang der Großhandelspreise für Gas" kommen, dürften auch auf Bestandskunden Preiserhöhungen zukommen.
Der Außenhandelsverband BGA erklärte, die hohe Inflation mache "sichtbar, was wir Unternehmer schon lange kritisieren: Die Steuern und Abgaben auf Energie in Deutschland sind viel zu hoch". Der Verband forderte einen gemeinsamen europäischen Markt für Energiepreise. "Wenn Benzin und Strom in unseren Nachbarländern erheblich günstiger sind, dann sind das keine fairen Wettbewerbsbedingungen mehr in Europa."
O.Pereira--NZN