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Von der Corona-Pandemie besonders stark betroffene Branchen fordern vor dem Bund-Länder-Treffen eine sofortige Öffnungsperspektive. Die Messewirtschaft erklärte, nötig sei Planungssicherheit für die Unternehmen. Die Veranstaltungsbranche mahnte: "Wir müssen jetzt entscheiden, ob unsere Veranstaltungen im Herbst stattfinden werden oder nicht." Das sei auch wichtig für die Zuschauer.
Der Verband der deutschen Messewirtschaft (Auma) erklärte am Montag, 230.000 Arbeitsplätze in Deutschland hingen an der Branche, und 165.000 davon seien mittlerweile akut gefährdet. "Weitere Wochen des Wartens bringen die Messebranche ohne jede Schuld in noch größere Nöte, die tief nachwirken werden", erklärte Auma-Chef Philip Harting. Messen seien "sicher machbar".
Harting kritisierte eine "ratlose Politik auf Kosten der übergroßen Mehrheit". Angesichts von 85 Prozent doppelt geimpfter und 65 Prozent geboosterter Erwachsener, "bestens erprobter Hygienekonzepte der Messen und immer mehr Öffnungen der Länder um uns herum" habe die Messewirtschaft dafür kaum noch Verständnis.
Deutschland gilt als einer der führenden Messestandorte weltweit, die Branche ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor: Vor der Pandemie setzte sie nach eigenen Angaben rund 28 Milliarden Euro pro Jahr um.
Für dieses Jahr hoffen die Veranstalter auf einen Neustart; rund 60 Messen wurden vom Jahresanfang auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Bis Jahresende sollen insgesamt 390 Messen in Deutschland stattfinden, darunter "dutzende Leitmessen der Weltwirtschaft".
Der Präsident des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft, Jens Michow, sagte der Funke Mediengruppe, sein Verband halte es für vertretbar, dass Bund und Länder am Mittwoch die Aufhebung aller Corona-Auflagen beschließen. "Wir sehen ja, dass dem Gesundheitssystem derzeit keine Überlastung droht." Konkret fordere die Branche den Wegfall aller Kapazitätsbeschränkungen, der Überprüfung von Impfnachweisen bei Veranstaltungen ebenso wie den Wegfall der Maskenpflicht.
"Wer ein Konzert oder einer Veranstaltung besuchen will, muss künftig selbst bestimmen, ob er das Risiko einer Infektion zu tragen bereit ist", sagte Michow. Kulturveranstaltungen benötigten Vorlauf und müssten planbar sein, auch für die Zuschauer. "Sie wollen keine Karten von Konzerten mit dem Risiko kaufen, dass die drei Tage vorher doch wieder abgesagt werden."
Auch der Verband der Freizeitbäder und Thermen verlangte "umgehend" weitere Öffnungsschritte, etwa die Abkehr von der 2G- beziehungsweise 2G-Plus-Regelung und ein Ende der Limitierungen der Besucherzahlen in den Bädern. Es gebe angesichts der sich abzeichnenden Entwicklung der pandemischen Lage keine sachliche Begründung mehr für die Aufrechterhaltung der Restriktionen, erklärte die European Waterpark Association. Bädern und Saunaanlagen komme "als Orte einer gesundheitsorientierten Freizeitgestaltung" zudem eine wichtige Bedeutung für die öffentliche Gesundheitsvorsorge zu.
Tatsächlich zeichnen sich weitreichende Lockerungen ab. In einem ersten Schritt - ein genaues Datum wird in einer am Montag bekannt gewordenen Beschlussvorlage des Bund-Länder-Treffens nicht genannt - sollen etwa die Zugangsbeschränkungen im Einzelhandel fallen. In einem zweiten Schritt sollen ab dem 4. März dann Diskotheken und Clubs für Genesene und Geimpfte mit tagesaktuellem Test oder mit dritter Impfung (2G-Plus) wieder öffnen dürfen.
E.Schneyder--NZN