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Der Rothirsch ist in Deutschland von Inzucht bedroht. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Mittwoch veröffentlichte und unter anderem vom Deutschen Jagdverband (DJV) in Auftrag gegebene Studie der Universität Göttingen. Die Forscherinnen und Forscher untersuchten die genetische Vielfalt von 34 Rothirschvorkommen in Deutschland und werteten dafür 1110 Proben aus. Demnach erreichten nur zwei Vorkommen "eine genetisch-effektive Populationsgröße" von mehr als 500 Tieren, die langfristig vor Inzucht schützt.
Fast alle untersuchten Vorkommen sind voneinander isoliert, der genetische Austausch zwischen ihnen ist deshalb sehr gering. Dementsprechend ist der ermittelte Inzuchtwert den Angaben zufolge in den Vorkommen oftmals so hoch wie bei Verpaarungen zwischen Halbgeschwistern oder Eltern mit Kindern.
Laut Studie sind Straßen, Siedlungen und behördlich verordnete rotwildfreie Gebiete die Hauptursachen für eine fehlende Vernetzung der Rothirschvorkommen. Die Folge ist eine geringe genetische Vielfalt. Diese hat den Forschenden zufolge gravierende negative Auswirkungen auf die Fitness einzelner Tiere und somit auch auf die gesamte Population.
Unterkieferverkürzungen als direkte Folge der Inzucht in sehr isolierten Rotwildvorkommen sind laut DJV bereits aus Schleswig-Holstein und Hessen bekannt. "Wir fordern die Politik auf, das zehn Jahre alte Bundesprogramm Wiedervernetzung endlich mit Leben zu füllen", erklärte DJV-Präsidiumsmitglied Jürgen Ellenberger.
Der DJV fordert zudem unter anderem die Aufhebung rotwildfreier Gebiete im Südwesten Deutschlands. Diese behördlich festgelegten Areale seinen laut Studien ein doppelt so hohes Hindernis für den Genfluss wie Flächen, in denen sich Rotwild frei bewegen darf.
A.Wyss--NZN